Neuss-Grevenbroicher Zeitung; Bericht von Tobias Käufer
Die Sensation blieb nur ein Traum
Am Ende war es so wie bei allen bisherigen 13 Meisterschaftsspielen des TuSEM Essen in der Handball-Regionalliga: Der Gegner, in diesem Falle der TV Korschenbroich, gratulierte höflich zum doppelten Punktgewinn und spätestens am Montag werden die Essener Handball-Fans auch die Partie Nummer 14 in der laufenden Saison abgehakt haben. Doch dabei schrammten die Schützlinge von TVK-Trainer Olaf Mast knapper an einer faustdicken Überraschung vorbei, als es das Endergebnis von 33:27 (15:14) auf den ersten Blick vermuten lässt. Denn die bis in die Haarspitzen motivierten Korschenbroicher machten der scheinbar unschlagbaren Millionen-Truppe aus dem Ruhrgebiet das Leben schwerer als erwartet: Bis tief in die Schlussphase hinein, als Mirko Bernau, der vor mehr als einem Jahrzehnt mit an gleicher Stätte mit Essen Deutscher A-Jugendmeister wurde, zum 23:25 (56.) verkürzte, mussten die Gastgeber um den doppelten Punktgewinn zittern. Doch um den ganz großen Coup in Essen landen zu können, hätte eben alles an diesem Tag stimmen müssen: Das unsichere Schiedsrichtergespann Borlinghaus/Köster hätte in der Phase unmittelbar nach dem Seitenwechsel, als die Partie zugunsten der Gäste zu kippen drohte, nicht vor Ehrfurcht vor dem großen Namen des amtierenden Europapokalsiegers erstarren dürfen. Da half es auch nicht, dass in der Schlussphase die ein oder andere Konzessionsentscheidung zugunsten der Gäste diesen Eindruck offenbar hat korrigieren sollen. Oben drein hätte auch Ramunas Kalendauskas das gute Niveau seiner Mitspieler erreichen müssen, denn der erfahrene litauische Neuzugang erwies sich im ersten Durchgang als Unsicherheitsfaktor im TVK-Aufbauspiel – einen Umstand den die Gäste zu einer zwischenzeitlichen 14:8-Führung nutzten und die auch TVK-Trainer Olaf Mast dazu veranlasste seine Personalentscheidung zu überdenken. Und obendrein hätte der TVK nach der beeindruckenden Aufholjagd von 8:14 auf 14:14, die sogar den rund 800 Zuschauern in der altehrwürdigen Sporthalle Margaretenhöhe Respekt abverlangte, in den entscheidenden Situationen einfach kühleren Kopf behalten müssen. So traf TVK-Manager Jupp Grimm mit seiner Analyse exakt den Punkt: „Schade, hier wäre mehr drin gewesen. Die Mannschaft hat toll gespielt.“ Den Ausschlag für die Gastgeber, die Ex-Nationalspieler Mark Dragunski nach 25 Minuten ersetzen mussten, nachdem dieser von einem Ball unglücklich am Auge getroffen wurde, gab letztendlich das größerer Reservoir an (hochbezahlter) individueller Klasse: Hollands 105facher Nationalspieler Mark Schmetz mit seinem Dutzend Treffern oder die Gewaltwürfe von Igor Sharnikau (immerhin 35 Länderspiele für Weißrussland). Dieses Duo war nach einer Auszeit von TuSEM-Coach Ion Bondar beim Stand von 25:23 schließlich auch dafür verantwortlich, dass die von den TVK-Anhängern so sehr herbeigesehnte Sensation dann doch nur ein Traum blieb.
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