„So macht Handball Spaß“VON VOLKER KOCH
Eigentlich gab es nur Sieger am gestrigen Abend in der ausverkauften Waldsporthalle zu Korschenbroich. Die Gäste vom TuS Niederwermelskirchen, denn sie bewiesen nach der Pause, dass sie doch zu Recht auf dem zweiten Tabellenplatz der Regionalliga West stehen - und das als Aufsteiger. Der TV Korschenbroich, denn er behauptete im Spitzenspiel knapp aber verdient seine weiße Saisonweste und baute seinen Vorsprung dank des 38:37-Sieges (Halbzeit 23:16) über den ärgsten Verfolger auf nunmehr vier Punkte aus.Und die 900 Zuschauer, denn sie bekamen ein in den ersten 30 Minuten grandioses, im zweiten Durchgang wenigstens spannendes und so ein zu jeder Zeit unterhaltsames Handballspiel geboten. „So macht Handball Spaß“, brachte TVK-Torjäger David Breuer die sechzig Minuten auf einen Nenner, denen er „in jeder Hinsicht Zweitliga-Niveau“ attestierte: auf dem Feld, vor allem aber auf den Rängen.
Für den Spitzenreiter traf diese Feststellung freilich nur eine Halbzeit lang zu.Denn im ersten Durchgang spielte der TVK wie aus einem Guss, marschierte nach Belieben durch eine von Spielertrainer Lars Hepp viel zu offensiv ausgerichtete Gästedeckung. Und weil auch der Zweitliga-erfahrene Ilja Fuchs zwischen den Torpfosten nur fünf Bälle hielt, war fast jeder Korschenbroicher Angriff von einem Torerfolg gekrönt - 23 an der Zahl, besser kann man Tempo-Handball zumindest in der Dritten Liga kaum zelebrieren.
Doch wer sich ein bisschen im Handball auskennt, dem war klar, dass der TVK dieses Niveau nicht würde durchhalten können. Auch Trainer Khalid Khan hatte damit nicht gerechnet. Doch dass seine Schützlinge so das Heft aus der Hand geben würden, überraschte auch ihn: „Du darfst nachlassen, aber du darfst nicht völlig weg sein“, nahm er die Leistung nach der Pause aufs Korn, für die Regisseur Simon Breuer nur ein - treffendes - Wort fand: „Undiszipliniert.“
In der Tat, mit dem Sieben-Tore-Vorsprung im Rücken glaubte scheinbar (fast) jeder Korschenbroicher, zum persönlichen Matchwinner werden zu müssen. Heraus kamen überhastete und unmotivierte Würfe und vor allem viel zu riskante Pässe,für die in erster Linie Dennis Marquardt und Marcel Görden verantwortlich zeichneten - da fehlt dem Tabellenführer offensichtlich die Routine. Und die ordnende Hand, denn der bislang so starke Simon Breuer wurde nach der Pause kurz gedeckt und konnte so der Partie kaum noch Impulse geben.
Einer Partie, die blitzschnell kippte: 120 Sekunden nach Wiederanpfiff hatten die Gäste auf 19:23 verkürzt und den TVK in höchste Verunsicherung gestürzt. Fünf Minuten später, beim Stand von 24:22, nahm Khan bereits seine Auszeit. Die siegbringende Entscheidung hatte er zwei Minuten zuvor getroffen,als er Roland Mainka zwischen die Pfosten beorderte: Der Ex-Dormagener hielt drei Siebenmeter und acht weitere Bälle und den TVK damit ebenso im Spiel wie der zwölffache Torschütze Matthias Deppisch. Dadurch kamen die Gäste nur drei Mal, beim 24:25 (39.), 36:37 (57.) und 37:38 durch einen Siebenmeter von Küsters 20 Sekunden vor Schluss bis auf ein Tor heran. „Und weil wir immer vorne lagen, haben wir auch verdient gewonnen“, meinte David Breuer.
erstellt am: 07.11.2008
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