Die TuS Massenheim steigt beim Handball-Zweitligisten SG Wallau/Massenheim aus
Es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit Wallau. Gestern Vormittag war die Welt beim Handball-Zweitligisten SG Wallau/Massenheim in Ordnung. Die meisten der zehn Spieler, deren Verträge auslaufen, wollten zu den Bezügen der vergangenen Saison weiterspielen, damit der Verein die Möglichkeit hat, wichtiges Geld zur Erlangung der Lizenz einzusparen. Am Mittag gab es dann einen neuen Dämpfer.
Dieter Schorn, Beirat des TV Wallau, bekam eine E-Mail des Vorsitzenden der TuS Massenheim, Karl Krestan, die er um 5.54 Uhr abgeschickt hatte. Sie beinhaltete, dass die TuS Massenheim in einer Präsidiumssitzung beschlossen habe, dass sie nicht mehr das Risiko eines weiteren Jahres in der II. Handball-Bundesliga tragen wolle. Dieser Beschluss sei einstimmig gefasst worden. Wie mehrere Beteiligte in Erfahrung gebracht hatten, soll die Entscheidung vor dem Treffen Krestans mit Jörg Ströhmann, Norbert Schaaf und der Mannschaft gefallen sein. Krestan habe in der Mail angeboten, dass der TV Wallau die Anteile übernehmen kann und der TuS Massenheim für eine Zukunft in der Oberliga zur Verfügung steht. Norbert Schaaf, der am Neuaufbau mitwirkt und diese Nachricht verkündete, war wie seine Mitstreiter fassungslos: „Ich bin frustriert, verstehe das nicht, zumal die TuS Massenheim als erster der beiden Trägervereine dem neuen Konstrukt zugestimmt hatte.“ Ähnlich überrascht zeigte sich Dieter Schorn: „Es ist mir völlig unverständlich. Man muss sich das moralisch vorstellen. Die Spieler gehen mit gutem Beispiel voran, wir sind kurz davor, die Lizenz zu bekommen. Wir können uns doch jetzt nicht zurückziehen.“
Ob der TV Wallau die Anteile übernimmt, muss eine Präsidiumssitzung am heutigen Abend klären. „Ich könnte mir vorstellen, dass es eine Mehrheit gibt, dass wir die Anteile übernehmen“, sagte Schorn, „ich denke, dass wir eine moralische Verpflichtung haben. Doch sind viele Fragen offen. Wir müssen feststellen, ob die Übernahme der Anteile dem Handball-Liga-Verband (HBL) ausreicht“.
Fast trotzig reagierte Jörg Ströhmann auf diese Nachricht, nachdem er sie verdaut hatte: „Wir stemmen jetzt halt noch mehr. Irgendwie werden wir das hinbekommen.“ Sein Vater Bodo Ströhmann ergänzte: „Wir haben immer noch eine Chance und müssen die bis zum letzten Moment nutzen. Als erstes müssen wir versuchen, Kontakt mit der HBL aufzunehmen.“
Jörg Ströhmann mahnt nun zur Besonnenheit: „Wir müssen versuchen, ruhig zu bleiben. Uns bringt es jetzt nichts, nach Schuldigen zu suchen. Es muss jetzt erst recht gehen. Alles geht nur um die Lizenz, die wir bekommen müssen. Aber wir bekommen das hin. Diesen Lizenzantrag wird dann jedoch nur noch der TV Wallau stellen.“ Aber nur, wenn dieser sich heute Abend einverstanden erklärt.
Wegen dieser Sache habe er mit seinen Mitstreitern fast einen kompletten Tag verloren, den man nun aufholen muss, um den fehlenden Betrag in sechsstelliger Höhe noch aufzutreiben. Für die Wallauer Verantwortlichen wird es ein Wettlauf mit der Zeit, läuft doch am Freitag die Frist der HBL ab.
Als die Spieler von Jörg Ströhmann informiert wurden, telefonierten sie sich sofort zusammen und trafen sich vor dem angesetzten Training. Zu diesem Treffen kam auch Karl Krestan. Er blieb eine Antwort schuldig, warum sich Massenheim zurückzieht, erklärte aber, dass er davon ausgehe, dass der Rückzug keine Auswirkungen auf die Lizenzerteilung hätte.
Für die Spieler war das ein schwerer Schlag, hatten sie auf die zuvor ausgehandelte Erhöhung ihrer Bezüge verzichtet, was Grundvoraussetzung dafür war, dass der Verein eine Bürgschaft in Höhe von 150 000 Euro bekommt. „Wir versuchen trotzdem, weiter unseren Job zu machen, wollen unser Spiel in Gensungen gewinnen, dann die weiteren Partien bestreiten und auf einem einstelligen Tabellenplatz stehen“, erklärte ein Spieler stellvertretend für alle Weiteren, „es wäre nach dieser Saison hart, wenn es die Verantwortlichen nicht hinbekommen würden, dass wir hier in Wallau weiterspielen könnten.“ Die Spieler sollen heute ihre Verträge unterschreiben. Und Ströhmann erklärt abschließend: „Ich habe den Spielern mein Wort gegeben, dass es weitergeht. Wir kriegen das hin und wollen alles mit der HBL absprechen.“ Und er freut sich über die Hilfe des verbliebenen Trägervereins: „Der TV Wallau stand uns noch nie so positiv gegenüber wie zu diesem Zeitpunkt.“ (vho)
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In Antwort auf:Wieder Optimismus bei Ströhmann und Co.
Wallau. Jörg Ströhmann ging es gestern wieder viel besser als am Vortag. Nach einem Gespräch mit Frank Bohmann, dem Geschäftsführer des Handball-Liga-Verbandes (HBL), konnte er Entwarnung geben. „Der Verein bleibt in seiner Struktur ja bestehen“, erklärte Ströhmann, „wir haben die Auskunft, dass die HBL damit kein Problem hat“. Der Verein habe fernmündlich sein Konzept vorgelegt und sei nach Angaben von Ströhmann auf ein positives Echo des Liga-Verbandes gestoßen. „Wir haben angedeutet, wo es hingeht“, erklärte Ströhmann, „daraufhin haben wir die Auskunft bekommen, dass wir unsere Unterlagen am Donnerstag per Fax nach Dortmund schicken sollen. Es sei nicht nötig, dass wir die Unterlagen persönlich bringen müssen“. Anschließend sollen die nachgereichten Dokumente geprüft werden, ehe ein abschließendes Gespräch mit der HBL stattfinden wird. „Ich war mir nie sicherer als jetzt“, erklärte Ströhmann, der Signale von Bohmann bekam, dass die Wallauer nicht das Sorgenkind der HBL seien. Die Verträge wurden den Spielern gestern vor der Fahrt zum Spiel nach Gensungen ausgehändigt. Sie konnten sie während der Fahrt studieren und müssen sie heute unterschrieben abgeben. Ströhmann selbst fuhr vor der Abfahrt zu der Mannschaft, um sie über die Lage zu informieren. Gestern Abend kam auch die positive Reaktion des Trägervereins. Das Präsidiums des TV Wallau tagte stimmte mehrheitlich zu, die Anteile des TV Wallau in Höhe von 12 500 Euro zu übernehmen. Dabei muss aber der Trägerverein nicht für die Finanzierung zuständig sein, es reicht, wenn er die Massenheimer Anteile rechtlich übernimmt. Eine Personalie gab es am Rande: Elke Kosel, Zweite Vorsitzende der TuS Massenheim, trat aus Protest gegen den Schritt des Vorsitzenden Karl Krestan, die Spielgemeinschaft zu verlassen, von ihrem Amt zurück. (vho/fnp)
Rettung in letzter Sekunde TV Wallau übernimmt Anteile, Bodo Ströhmann die Bankbürgschaft Von Jürgen Möcks / Wiesbadener Tagblatt
WALLAU/GENSUNGEN Aufatmen beim Handball-Zweitligisten SG Wallau/Massenheim: Gestern am späten Abend entschied der Vorstand des TV Wallau auf seiner Sitzung, die Gesellschaftsanteile des TuS Massenheim zu übernehmen. Am Vormittag hatte Frank Bohmann, Geschäftsführer der Handball Bundesliga (HBL) signalisiert, dass ihm dafür eine Absichtserklärung des verbliebenen Trägervereins vorerst ausreiche. Auch die Bankbürgschaft über die fehlende Summe im Etat - ein Betrag zwischen 100000 und 150000 Euro -, die der langjährige SG-Präsident Bodo Ströhmann selbst übernimmt, werde akzeptiert."Ich denke, jetzt kriegen wir es hin", erklärte Norbert Schaaf, einer der Initiatoren der Rettungsaktion. Morgen Mittag, um 12 Uhr, müssen die fehlenden Lizenz-Unterlagen in der HBL-Geschäftsstelle in Dortmund auf dem Tisch liegen. Notfalls per Fax. Auch die modifizierten Spielerverträge, die Karl Krestan, Vorsitzender des TuS Massenheim, in aller Eile überarbeitet hat und gestern Beer, Linder & Co. vorgelegt wurden. Fehlen wird dabei voraussichtlich der Kontrakt von Wilm Hetkamp. Der 24-Jährige überlege, so Trainer Mike Fuhrig, aufgrund seiner Schulterprobleme eine Pause einzulegen. Auch Ralph Gaßmann habe aufgrund seiner geringen Einsatzzeiten noch einmal um ein Gespräch gebeten, so Fuhrig. Der 43-Jährige selbst wartet ebenso wie der Sportliche Leiter Jörg Schulze seit dem Amtsantritt auf einen Vertrag. "Im Operativen liegt einiges im Argen", weiß Schaaf. Das zu ändern, wird die Aufgabe der künftigen Geschäftsführer Jörg Ströhmann und Stefan Schießer sowie der Führungsmannschaft mit Jörg Dahlmann, Mike Schulz und Oliver Hillmann sein. Die Arbeit, das ist allen Beteiligten klar, hört mit der (hoffentlich) erfolgreichen Lizenzierung nicht auf, sondern fängt erst an. Auch sich Gedanken über die Zukunft zu machen, beispielsweise über eine überregionale Handball-Spielgemeinschaft. Trotz des Ausstiegs des TuS Massenheim soll der Verein vorerst weiter unter SG Wallau/Massenheim firmieren. "Der Name ist eine Marke", sagt Jörg Ströhmann, der betont: "Wenn wir die Sponsorengelder beisammen haben, werden die Spieler die zugesagten Erhöhungen auf jeden Fall erhalten." Unter denen herrschte gestern erst einmal eine "Riesenerleichterung", so Kapitän Mathias Beer. "Wir haben unseren Beitrag geleistet. Das zeigt, dass es in der Mannschaft stimmt." Für den 29-Jährigen ist die Saison aufgrund der anhaltende Probleme mit seinem Unterarm ebenso wie für Dennis Tillmann (Bizepssehnen-Abriss) allerdings bereits vor dem ausverkauften Derby am Samstag (18 Uhr) gegen die TSG Münster beendet. Ohne ihre beiden etatmäßigen Keeper und ohne Sebastian Linder (Fieber) stand die SG gestern Abend beim Schlusslicht HSG Gensungen/Felsberg von der ersten Minute an auf verlorenem Posten, unterlag 29:34 (12:19). "Wir hatten in den letzten zwei Tagen nur Sitzungen. Der Kopf war nicht frei. Das hat man deutlich gemerkt. Aber eine Entschuldigung für die vielen technischen Fehler darf das nicht sein", erklärte Wallaus Co-Trainer Frank Tritscher.
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