Favoritenrolle belastet TVK

Bericht aus der Neuß-Grevenbroicher Zeitung
von TOBIAS KÄUFER

Wenn es denn noch eines optischen Beweises für den neuen Stellenwert des TV Korschenbroich in der Handball-Regionalliga bedurft hätte, die Szene gleich nach dem Schlusspfiff lieferte die sichtbare Bestätigung: Auf der einen Seite eine jubelnde SG Schalksmühle-Halver, die das 30:30-Remis (17:12) in der mit 700 Zuschauern ausverkauften Waldsporthalle feierte, auf der anderen Seite lange Gesichter in den Reihen der Gastgeber, die innerhalb von acht Tagen drei Punkte im vermeintlichen Aufstiegsrennen liegen ließen.
Die Befürchtung von TVK-Coach Olaf Mast, „wir sind vom Jäger zum Gejagten geworden“, wurde bereits im zweiten Heimsspiel bestätigt. Die aufopferungsvoll kämpfenden Gäste steckten nie auf, wollten dem Favoriten unbedingt ein Bein stelen. Nur eine Halbzeit lang konnte der TVK den eigenen Ansprüchen gerecht werden: Der wieder genese Mirko Bernau führte klug Regie, gefiel obendrein in der Rolle des Torschützen.

Marcel Leclaire begann zwischen den TVK-Pfosten stark und leitete mit seinen genauen Abwürfen wie beim 9:6 (18.) durch Lars Schumacher und 17:11 (28.) durch Matthias Deppisch auch einige sehenswerte Tempogegenstöße ein. Doch unmittelbar vor der Pause folgte dann die Szene, die den TVK komplett aus dem Tritt bringen sollte: Gleich drei Korschenbroicher musste innerhalb von wenigen Sekunden mit einer Zeitstrafe auf die Bank und die SG nutzte die numerische Überzahl direkt nach Wiederanpfiff, um sich auf 15:17 heran zu kämpfen.

Jetzt ließen sich die hartnäckigen Gäste nicht mehr abschütteln, egalisierten sogar noch einmal einen 24:27-Rückstand und lagen in den letzten Minuten sogar mit 29:28 und 30:29 in Führung. Die Gastgeber hatten Glück, dass der letzte SG-Angriff beim Stande von 30:30 wirkungslos verpuffte.

„Wenn der restliche Rückraum neben Marc getroffen hätte, wären zwei Punkte möglich gewesen“, kommentierte dann auch SG-Trainer Matthias Grasediek die Partie und die zwölf Treffer des überragenden Marc Oberste. Weniger euphorisch fiel die Bilanz von Mast aus: „Man hat gesehen, dass wir der Favoritenrolle noch nicht gerecht werden können.“

Obendrein scheint sich auch der personelle Luxus eines auf jeder Position doppelt besetzten Kaders noch nicht auszuzahlen: „Für den ein oder anderen Spieler ist das eine ungewohnte Situation, dass er sich erst einmal auf der Bank wieder findet“, so Mast, der sich am liebsten von der Rolle des Mitfavoriten verabschieden würde: „Ich bin ohnehin der Meinung, dass wir uns in einer Konsolidierungs-Saison befinden und uns erst einmal in der Spitzengruppe etablieren müssen.“

Überschattet wurde der Regionalliga-Spieltag von einem tragischen Verkehrsunfall: Der Mannschaftsbus des SV Ibbenbüren stieß bei der Anreise zum Gastspiel in Aachen mit einem PKW zusammen, dessen Fahrerin ums Leben kam. Die Partie in Aachen wurde abgesetzt und soll im Oktober nachgeholt werden.