Der Europapokalsieger

Bereicht der Rheinischen Post
von Frank Nattermann

Handball-Fest in Korschenbroich: Morgen kommt Deutschlands-Topklub TuSEM Essen. Der ist in die Regionalliga "strafversetzt" - und einsame Spitze. Der TVK will ihn dennoch schlagen.

Was in der Automobilbranche Porsche und im Fußball zum Beispiel Borussias Fohlen-Elf von 1970 ist TuSEM Essen im deutschen Handball: Jahrzehntelang an der Weltspitze, mehrfacher Europapokalsieger, deutscher Meister und Pokalsieger. Doch 2005 musste die Mannschaft die wohl bitterste Entscheidung in der Vereinsgeschichte hinnehmen: Aufgrund der finanziellen Situation erhielten die Essener keine Bundesligalizenz und müssen in dieser Saison in der Regionalliga antreten. Dort stehen sie nach 29 Spielen und 29 Siegen souverän auf dem Sprung in die Zweite Liga. Und am morgigen Freitag sind sie um 20 Uhr zu Gast in der Korschenbroicher Waldsporthalle.
Vom Spielplan ist die Partie ein Spiel wie jedes andere. Doch der TV Korschenbroich fiebert diesem ungleichen Kampf seit Monaten entgegen. TuSEM ist trotz des Zwangsrückzugs aus der 1. Bundesliga immer noch amtierender Europapokalsieger. "Die Essener werden auch in der Zweiten Liga ganz oben dabei sein: So eine Mannschaft bekommt man nicht alle Tage in Korschenbroich zu sehen", sagt TVK-Chef Jupp Grimm und verspricht: "Wir werden exzellenten Handball sehen."

29 Spiele, 29 Siege
Mit stolzen 58:0 Punkten kommt die Mannschft, deren Etat für die Liga konkurrrenzlose 1,3 Millionen Euro betragen soll, in die Waldsporthalle. "Doch wie wollen nicht nur gut aussehen, haben auch nicht die Hosen voll. Sondern wir wollen gewinnen. Alle Jungs brennen darauf zu zeigen, was sie können", so Grimm. Dass die Korschenbroicher sich nicht verstecken müssen, beweist ihre Bilanz: Nach 12:16 Punkten Ende 2005 holte die von Trainer Olaf Mast neuformierte Mannschaft 26:4 Zähler und steht mit 38:20 Punkten auf einem tollen dritten Tabellenplatz, fünf Punkte vor dem Vierten , DJK Aachen. "Wir haben in der Rückrunde nur ein Spiel, und das dumm, verloren. Mit einem Sieg gegen Essen könnten wir zusammen mit den Essenern die beste Rückserie aller Zeiten spielen".
Da die Sporthalle ausverkauft sein wird, öffnen die Türen bereits um 18 Uhr. Ab 18.30 Uhr können die Fans auf der Großbild-Leinwand nochmal das Hinspiel in Essen (27:33-Niederlage) verfolgen. "Außerdem werden wir eine zweite Theke aufbauen, damit wir zu Stoßzeiten das Gedränge vermeiden", kündigt Grimm an.
Was der TVK in dieser Saison an Zuschauerzahlen vorweist, sucht im hiesigen Amateursport seinesgleichen: Weit über 500 Besucher kamen jeweils im Schnitt zu den Heimspielen. "Ich habe zuletzt Menschen zu Gesicht bekommen, die ich noch nie gesehen hatte. Und die kommen regelmäßig", freut sich TVK-Vorsitzender Paul Otten.