Soester TV wehrte sich lange gegen Korschenbroich

Eine knappe Dreiviertelstunde lang durften die Soester Handballfans
auf eine Sensation in der Bördehalle hoffen. Die Regionalliga-Handballer
aus der Börde führten gegen den verlustpunktfreien
Tabellenführer TV Korschenbroich mit 23:22, nachdem Tobias Genau einen
Siebenmeter verwandelt hatte. Doch in der Folge ging den Schlüsselträgern die
Puste aus. Binnen weniger Minuten zog der designierte Meister auf und davon und
feierte letztlich einen 40:31-Erfolg, der der über weite Strecken guten Leistung
der Gastgeber nicht gerecht wird.

Der STV ging mit einer energischen 6:0-Deckung gegen die Übermannschaft der Liga
ins Spiel, wobei Köhne und Loer den bewährten Mittelblock bildeten. Im Angriff
gab Loer zwischen Wilhelm und Genau den Takt vor, wobei sich Wilhelm auf der
linken Seite sogleich prächtig in Szene setzte. Zwei seiner vehementen Würfe
führten zu einer 4:2-Führung. Damit hatte der STV eine Duftmarke hinterlassen,
ließ nicht locker.

Zwar setzten auch die Gäste in Person von Marquardt oder den Breuers
Ausrufezeichen. Doch die Soester ließen sich auch vom Ausscheiden Hohelüchters
nicht beirren, der einen Schlag gegen den Kopf bekommen hatte. Nach einer
Viertelstunde führten die Hausherren sogar mit 8:5 nach einem weiteren
Wilhelm-Tor.

Korschenbroich reagierte, nahm sich Wilhelms früher an. Die Folge war der
Ausgleich, ehe sich der STV den Luxus leistete, nach einer 11:10-Führung in
Überzahl zwei Gegentreffer zu kassieren. Zu allem Übel wurde ein Genau-Tor wegen
angeblichen Stürmerfouls nicht gepfiffen.

Als die Gastgeber nach einem Timeout gar mit drei Toren ins Hintertreffen
geraten waren, schien das Spiel doch den erwarteten Verlauf mit der Dominanz des
Spitzenreiters zu nehmen. Doch der STV kam zurück, obwohl gegen Genau weitere
zwei Male Stürmerfoul gepfiffen wurde, was die Soester Fans mächtig auf die
Palme brachte. So gelang Genau zweimal der Ausgleich, ehe Korschenbroich nach
einer Auszeit drei Sekunden vor der Pause mit seiner letzten Chance an
Lichtenegger scheiterte.

Nach dem Seitenwechsel blieb der STV auf Augenhöhe. Nico Wunderlich sorgte
zweimal für eine Soester Führung, obwohl Korschenbroich mit einer wesentlichen
offensiveren Deckung als in der ersten Halbzeit den Schlüsselträgern mächtig
zusetzte. Als Genau in der 41. Minute auf 22:20 erhöhte, nachdem Lichtenegger
einen Siebenmeter abgewehrt hatte, herrschte auf den Rängen Zuversicht. Noch
einmal brachte Genau seine Farben in Front.

Nach dem 23:22 aber verloren die Gastgeber völlig den Faden. Es reihte sich ein
Fehlversuch an den nächsten, so dass es einen Tempogegenstoß nach dem anderen
setzte. Nach fünf Gegentreffern in Folge traf zwar Wilhelm noch einmal. Doch der
TV Korschenbroich zündete weiter den Turbo und kam zu einer weiteren Serie von
vier Toren.
Damit war nach 51 Minuten die Partie entschieden. STV-Trainer Dirk Lohse
versuchte es zwar noch einmal mit einigen Wechseln, brachte auch Jans Gawer nach
längerer Pause sowie Carsten Kempermann an den Kreis, nachdem Uriza den
angeschlagenen Pop ersetzt hatte. Doch war trotz einiger gelungener Aktionen auf
Soester Seite nicht zu verhindern, dass der Tabellenführer vom Niederrhein das
Ergebnis weiter in die Höhe schraubte. Höchststrafe war das letzte Tor durch
Simon Breuer nach doppeltem Kempa-Trick.

STV: Lichtenegger, Jostes; Ernst, Köhne, Hohelüchter (1), Kempermann, Gawer,
Uriza, Wilhelm (7), Wunderlich (5), Genau (7/3), Rückert (3), Pop (3), Loer (2).
TVK: Mainka, Deppisch (8), Esser, D. Breuer (9), S. Breuer (10), M. Breuer (3),
Marquardt (4), Bath, Ilper (4), Mosemann (1), Rommelfanger (3).
Schiedsrichter: Sven und Nils Weigelt (Gütersloh).
Tore: 0:1 Marquardt, 1:1 Genau, 1:2 Marquardt, 2:2 Loer, 3:2 Wilhelm, 4:2
Wilhelm, 4:3 D. Breuer (7m), 5:3 Genau, 5:4 Marquardt, 6:4 Wunderlich, 6:5 S.
Breuer, 7:5 Wilhelm, 8:5 Wilhelm, 8:6 Ilper, 9:6 Wilhelm, 9:7 D. Breuer (7m),
9:8 Ilper, 9:9 S. Breuer, 10:9 Pop, 11:9 Rückert, 11:10 S. Breuer, 11:11 D.
Breuer, 11:12 D. Breuer, 12:12 Wilhelm, 12:13 Rommelfanger, 12:14 Deppisch,
12:15 Rommelfanger, 13:15 Pop, 14:15 Rückert, 14:16 Deppisch, 15:16 Wilhelm,
16:16 Genau, 16:17 D. Breuer, 17:17 Genau (7m) - Pause - 17:18 D. Breuer, 18:18
Wilhelm, 19:18 Wunderlich, 19:19 Ilper, 19:20 Marquardt, 20:20 Wunderlich, 21:20
Wunderlich, 22:20 Genau, 22:21 S. Breuer, 22:22 M. Breuer, 23:22 T. Genau (7m),
23:23 Deppisch, 23:24 Ilper (7m), 23:25 Deppisch 23:26 Deppisch, 23:27 Deppisch,
24:27 Wilhelm, 24:28 S. Breuer, 24:29 D. Breuer, 24:30 Rommelfanger, 24:31 S.
Breuer, 25:31 Loer, 25:32 M. Breuer, 25:33 Deppisch, 25:34 D. Breuer, 26:34
Höhelüchter, 27:35 D. Breuer, 28:36 S. Breuer, 29:36 Wunderlich, 29:37 M.
Breuer, 30:37 Rückert, 30:38 Mosemann, 31:38 Genau (7m), 31:39 S. Breuer, 31:40
S. Breuer.

Khalid Khan (Korschenbroich): "Das Ergebnis täuscht über den Spielverlauf
hinweg. Die Soester haben uns das Leben sehr schwer gemacht, wie ich es schon im
Ausblick auf das Spiel gesagt hatte. Hinten raus aber haben sich unser Wille und
unsere Power durchgesetzt. Das Überzahlspiel haben wir konsequent ausgenutzt und
damit das Spiel entschieden. Die bessere Physis war ausschlaggebend, obwohl wir
nur mit acht Feldspielern angetreten waren. Dem hohen Tempo mussten die Soester
letztlich Tribut zollen."

Dirk Lohse (Soest): "Das Ergebnis stört mich. Denn wir waren viel besser als es
aussagt. Wenn wir es bis zehn Minuten vor Schluss geschafft hätten
dranzubleiben, hätten wir noch einmal die zweite Luft kriegen können. Doch am
Ende war Korschenbroich frischer, haben vier, fünf Konter gesetzt. Wir mussten
uns 40 Minuten lang jedes Tor hart erarbeiten. Da war dann die Luft raus, wie
vor allem bei Per Wilhelm zu sehen war. So war Korschenbroichs Sieg am Ende
verdient."