TVK setzt ganz auf Khalid Khan
VON TOBIAS KÄUFER

„Wie soll man einen Funktionär schon verabschieden“, fragt Jupp Grimm. Nach fast einem Vierteljahrhundert Arbeit für die Handballer des TV Korschenbroich ging die Ära Grimm in dieser Woche unspektakulär mit einer Pressemitteilung zu seinem Rücktritt zu Ende (die NGZ berichtete). Ob es einen offiziellen Abschied seitens des Vereins geben wird, weiß der künftige Handball-Rentner nicht: „Wie soll das funktionieren, ein Abschiedsspiel kann ich ja wohl schlecht machen.“

Grimm will in Zukunft Abstand gewinnen und mehr genießen: „Ich bin jetzt 59 Jahre alt, da muss man auch mal an die Lebensqualität denken“, sagt das Klub-Urgestein. Der Rentner, der nebenbei noch eine Sportartikelfirma leitet, will sich ganz aus der Verantwortung nehmen: „Beides zu machen geht nicht. Einen Beruf ausüben und zugleich in dieser Funktion zu sein, bedeutet eines nur halbherzig machen zu können. Das habe ich erkannt und deshalb schon lange mit dem Gedanken gespielt, der jüngeren Generation Platz zu machen. Ich freue mich jetzt darauf, die Spiele in aller Ruhe und ohne Druck auf der Tribüne genießen zu können.“

Den Druck haben jetzt andere: Dr. Peter Irmen ist alleiniger Geschäftsführer, damit für das Korschenbroicher Gesamtkunstwerk verantwortlich, Khalid Khan in seiner Doppelfunktion als Trainer und Sportlicher Leiter das ausführende Organ. Ohne Khalid Khan wird in den kommenden beiden Jahren keine Personalentscheidung gefällt, kein Vertrag verlängert und kein Spieler verpflichtet. Mit einer derartigen Machtfülle war beim TVK noch nie ein Trainer ausgestattet, so abhängig von einem Übungsleiter war der Klub allerdings auch noch nicht.

Ganz so freiwillig, wie es der Verein glauben machen will, ist die Ära Grimm allerdings nicht zu Ende gegangen. Das Verhältnis zwischen Khan und dem Ex-Manager war trotz der Siegesserie in der Rückrunde angespannt. Khan wollte mehr Kompetenzen, Grimm nicht ins zweite Glied zurück.

Auch im Aufsichtsrat war Grimm zuletzt isoliert. Nach NGZ-Informationen wollte er nicht ohne weiteres die Verträge mit David Breuer und Jörn Ilper verlängern, weil er finanzielle Bedenken hatte. Er hatte bereits einmal miterlebt, wie - auch durch seine Entscheidungen - der TVK Mitte der 90er Jahre nach ruinösem Wettstreit mit dem Nachbarn aus Mönchengladbach wegen hoher Schuldenlast fast von der Bildfläche verschwunden wäre. So etwas bleibt haften.

Das Gespann Irmen/Khan soll den TVK auf direktem Wege zurück in Liga zwei führen. Der zurückhaltende Mediziner Irmen wird im nächsten Jahr auch auf der Bank Platz nehmen und somit auch optisch Grimms Rolle ausfüllen. Wenn am 6. September mit dem Gastspiel in Ibbenbüren die neue Regionalliga-Saison beginnt, wird der TVK als großer Favorit gejagt.

Der Verein mit dem prominentesten und wohl auch kostspieligsten Kader ist zum Aufstieg verdammt. Für das neue Führungsduo Irmen und Khan wird es dann keine „Probezeit“ geben.