18.04.2008 - Mike Junker
Oftersheim/Schwetzingen nach 32:30 beim TV
Korschenbroich auf Platz 16 vorgerückt
Foto: Jürgen Pfliegensdörfer
Khalid Khan, Trainer des TV Korschenbroich, hatte der HG
Oftersheim/Schwetzingen zum Abstiegsgipfel der 2.
Handball-Bundesliga eine laute Kulisse versprochen. Und
in der Tat, die knallvoll besetzte Waldsporthalle (800
Zuschauer) war ein wahrer Hexenkessel, der die Gäste
aber eher zu beflügeln schien bei ihrem so wichtigen
32:30 (18:14)-Auswärtssieg. Den Hausherren war der
selbstauferlegte Druck hingegen wohl zu groß. Als
Tabellen-16. hat die HG nun sogar wieder zu den drei
davor platzierten Mannschaften aufgeschlossen und die
Chancen auf den Klassenerhalt enorm gesteigert. Beide
Mannschaften tauschten damit die Plätze. Auch der
Gegner, vertreten durch Trainer Khalid Khan, erkannte
diesen Erfolg als verdient an.
Was für ein Spiel - es war Abstiegskampf pur. Aber die
Partie hatte auch Klasse und war geprägt von vielen
taktischen Variationen seitens der Trainer, vor allem im
defensiven Bereich. Dabei hatte es der Gast gegen eine
mit drei Mann bis an die Mittellinie herauslaufende
Abwehr anfangs schwer, lag mit 2:5 (7.) und 4:7 (12.) im
Hintertreffen. Coach Michael Franz hatte ungewohnt mit
Andreas Mauer am Kreis begonnen und deckte hinten
erstmals 5:1. Dann fand allmählich Bastian Rutschmann
(insgesamt mit 25 Paraden!!!) in die Partie, parierte
erstmal vier Tempogegenstöße hintereinander und seine
Vorderleute sorgten für die notwendigen Zähler zum
Anschlusstreffer (6:7).
Korschenbroich ging mit einer sehr offensiven
Deckungsformation an den Start, die sich auch in Zahlen,
sprich einem Vorsprung, niederschlug. Sie schien aber
wohl zu große Kraftverluste zu erzeugen. Khan: "Wir
wussten, dass es ein ganz schweres Spiel wird. Der
Knackpunkt war in der ersten Halbzeit, als wir sehr
mutig und mit sehr viel Power spielten, aber sehr viele
freie Gegenstöße verwarfen." Allein fünf Konter in Folge
landeten nicht im Netz des Gehäuses von HG-Keeper
Bastian Rutschmann, der wieder einmal eine bärenstarke
Vorstellung ablieferte.
Überhaupt suchte der TVK immer die schnelle
Entscheidung, auch nach Gegentoren. Die HG verließ sich
da lieber auf sichere Gegenstöße und ihre konzeptionelle
Spielweise. Diese trieb sie zwar oft an den Rand des
Zeitspiels - zumindest in den Augen des äußerst
ungeduldigen Publikums - aber Ballverluste hielten sich
nach der Anfangsphase in Grenzen.
Inzwischen war auch Boris Meiser im Spiel, der sich
sowohl hinten wie vorne auszeichnet und unter anderem
mit einem frech gestohlenem Ball aus einem gegnerischen
Freiwurf heraus höchstpersönlich für die 13.11-Führung
sorgte (22.). Schon zu diesem Zeitpunkt hatte sich die
HG als die dominantere Mannschaft präsentiert und zog
dann allmählich sogar bis auf sechs Tore Vorsprung davon
(22:16/36.). Grund genug für Khan, inzwischen zum
zweiten Mal zur grünen Karte zu greifen. Die vermutlich
nicht beabsichtigte Folge war, dass Rutschmann einen
Siebenmeter parierte und vorerst alles beim Alten blieb.
Doch andauernde Zeitstrafen machten den Gästen das Leben
gewaltig schwer. Trotz roter Karte gegen Benjamin Hundt
nach drei diskussionswürdigen Hinausstellungen blieb das
Team in der Spur und verteidigte mit allen Mitteln den
Vorsprung, der erst in den letzten vier Minuten in
leichte Gefahr geriet. Ganz wichtig war, dass Andreas
Röll beim Stand von 28:31 wieder einmal einen
Siebenmeter wegfischte (58.). Dann fiel zwar noch das
29:31, aber bei offener Manndeckung machte Matthias
Conrad 24 Sekunden vor Schluss alles klar.
Entschieden wurde die Partie eindeutig in der Defensive.
HG-Coach Michael Franz kommentierte: "Es war eine harte
Abwehrschlacht. Korschenbroich hat die Verletzten nicht
so ganz kompensieren können. Wir haben uns taktisch wohl
ganz gut vorbereitet. Den anfänglichen Rückstand hat
unsere Mannschaft sehr konzentriert angenommen und ihr
Spiel weitergespielt." Aus dem 4:7-Rückstand (12.) wurde
bald ein 9:9-Ausgleich (18.) und dann mit 12:11 die
erste Führung (22.). Khan signalisierte mit Grün, dass
Beratungsbedarf bestand. Eine Lösung fand er hingegen
nicht. Franz hatte wohl das bessere Rezept gefunden und
seine Reihe neu geordnet, die nun weiter davonzog.
Auch die zahlreichen Zeitstrafen (22:6 Minuten) -
teilweise spielte Jörn Ilper seine ganze Erfahrung aus,
andere nennen dies wohl Schauspiel-Talent - bremsten die
Kurpfälzer nicht in ihrem Vorwärtsdrang. Franz war
zufrieden: "Wir haben heute unsere beste
Auswärtsleistung gebracht. Korschenbroich hat mit seinem
Stil versucht zum Erfolg zu kommen, ein relativ
kreatives, aggressives Spiel. Wir haben auf 6:0
umgestellt, da waren eigentlich die Mittel erschöpft,
trotzdem hat Korschenbroich alles Mögliche versucht,
aber die Schiedsrichter sind dann auf verschiedene
Sachen auch nicht reingefallen. Sie waren keine
Heimschiedsrichter, aber sie waren auch keine
Auswärtsschiedsrichter."
Sonderlob vom Coach gab es auch für die Flügelspieler
Axel Buschsieper und Sebastian Knierim aber auch André
Bechtold und Mathias Conrad nahm er in seine Würdigung
auf, ebenso den variabel einsetzbaren Holger Hubert. Sie
ragten aus einer geschlossen starken Mannschaft noch
hervor. Schon in der ersten Halbzeit bekam jeder
Feldspieler seine längeren Spielanteile. Apropos
variabel: Boris Meiser, der in der Woche wegen
beruflicher Verpflichtungen nicht trainierte und somit
einen gewissen Rückstand aufwies, wurde zeitweilig von
Andreas Mauer oder Buschsieper im Angriff am Halbrund
würdig vertreten.
Für Khan war es hingegen "eine bittere Niederlage. Wir
haben in der Summe zu viele einfache Fehler gemacht. Wir
hätten uns auf fünf, sechs Tore absetzen können. Wir
haben eine überragende kämpferische Leistung gezeigt,
sind aber spielerisch unter unseren Möglichkeiten
geblieben".
Torschützen: Breuer (9), Kogut (5), Bednarzik (5),
Breuer (5), Kesilis (3), Ilper (2), Görden (1) - Knierim
(6), Bechthold (5), Buschsieper (5), Hundt (4), Conrad
(4), Meiser (4), Litzinger (2), Mauer (1), Hubert (1)
Siebenmeter: 6/8 - 4/4
Zeitstrafen: 3/11
Rote Karten: Hundt (48.)