Hart zugepackt: Im Abstiegsendspiel ging die Abwehr der Gäste bei ihrer Arbeit mitunter über die Grenzen des Erlaubten hinaus. David Breuer bekam es zu spüren. NGZ-Foto: H. JazykBusiness News
Zwei Punkte Rückstand, das schwerste Restprogramm aller Abstiegskandidaten, eine fallende Formkurve und obendrein auch noch großes Verletzungspech - den Zweitliga-Handballern des TV Korschenbroich kann drei Spieltage vor Saisonschluss nur noch ein Wunder helfen, um dem Absturz in die Regionalliga zu entgehen.
Mit ausdruckslosen Augen saßen Andrej Kogut, Jens Warncke und David Breuer noch Minuten nach dem Abpfiff auf der Auswechselbank. Ihre Körpersprache signalisierte: das war’s. Das 30:32 (14:18) gegen die HG Oftersheim-Schwetzingen am Freitag war mehr als nur eine weitere Niederlage im Abstiegskampf. Die erste Heimschlappe seit über vier Monaten offenbarte auch, warum der auf den vorletzten Tabellenrang abgerutschte TV Korschenbroich in dieser Saison wohl nicht mehr den Klassenverbleib schaffen wird. Allen voran mangelt es den Gastgebern an der nötigen Aggressivität: Wie sich die Korschenbroicher zuletzt in Bittenfeld und auch am Freitag gegen Schwetzingen von bisweilen über die Grenzen des Erlaubten zu Werke gehende Abwehrreihen den Schneid abkaufen ließen, lässt für die letzten 180 Zweitliga-Minuten der laufenden Saison nichts Gutes erahnen. Die schwache Leistung des Schiedsrichtergespanns Berning/Thiemann war zwar ärgerlich, aber nicht spielentscheidend.
Platzwunden bei Jens Warncke und Simon Breuer nach ungeahndeten Fouls, eine verletzte Schulter bei Marcel Görden - die HG-Abwehr (22 Strafminuten) nahm die Großzügigkeit der Schiedsrichter dankbar an. Die biederen Hausherren (nur sechs Strafminuten) gingen dagegen in der Abwehr viel zu harmlos zu Werke. „Wir haben heute unsere bislang beste Auswärtsleistung erbracht“, konnte HG-Trainer Michael Franz zufrieden feststellen.
Wirklich weh getan haben sich in diesem Abstiegskrimi eben nur die Korschenbroicher. Und denen geht im Saisonfinale die Luft aus: TVK-Trainer Khalid Khan setzt seit Wochen auf eine Stammsieben, während frische Akteure wie Daniel Spix oder Kai Faltin zu Dekorationsgegenständen auf der Ersatzbank verkümmern. Lieber lässt Khan den glücklosen Kesilis oder Linksaußen Maximillo Ferro (noch kein Saisontreffer) auf der verwaisten Rechtsaußenposition spielen als auf Linkshänder Faltin zu setzen.
Khans Kompromisslosigkeit in Personalfragen legt den Finger in die Wunde: Der Verein hat sich in der Personalpolitik gleich mehrfach kräftig verkalkuliert. Die Suspendierung von Ex-Nationaltorhüter Henning Wiechers noch durch Ex-Trainer Olaf Mast ist nicht durch entsprechenden Ersatz kompensiert worden. Vielleicht hätte Khan den Problemfall Wiechers ähnlich wie Jörn Ilper wieder auf Erfolgskurs bringen können, doch interne Widerstände verhindern eine Rücknahme der Beurlaubung.
Dabei hätte der Verein gerade in den schwierigen Abstiegsendspielen in Bittenfeld und gegen Oftersheim eine überragende Torhüterleistung gebraucht. Und wenn ein Verein während der Saison einem Viertel seines im Sommer noch gefeierten Kaders die Freigabe erteilt und sich anschließend über einen Mini-Kader ärgert, zeugt das auch nicht gerade von Weitsicht. Die Lücken des falsch zusammengestellten Kaders gegen Saisonende sprechen eine deutliche Sprache.
Vielleicht lernt der TVK seine Lektion und schafft neue Strukturen. Eine Art Sportdirektor, der bei der Zusammenstellung des Personals ein weitsichtigeres Maß an den Tag legt, wäre eine Überlegung wert. Und vielleicht auch ein Korrektiv für allzu große Nähe: Die konsequente Weigerung von Manager Jupp Grimm, sich aus Dankbarkeit nach dem katastrophalen Fehlstart von Aufstiegstrainer Olaf Mast zu trennen, ist zwar menschlich honorig, aber eben zu brav für die 2. Liga.
Zu warten bis Mast von selbst in aussichtsloser Lage frustriert die Brocken hinschmeißt, ist der große und wohl nicht mehr zu korrigierende Fehler dieser Saison. „Wir kommen wieder“, sagte Khalid Khan am Ende der Pressekonferenz. Vielleicht hat er damit schon die kommende Regionalliga-Saison gemeint …
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