TVK auf Rekordjagd
VON ANDREAS GRUHN
Torflut in Korschenbroich: Der Aufsteiger überrollte Eisenach 44:35 und setzte seine starke Serie fort.
In dieser Verfassung könnte wohl nur Verletzungspech den TVK am Klassenverbleib hindern.
bundesliga: Andrej Kogut strahlte wie ein Schneekönig.
Der junge Russe schrieb bereitwillig Autogramme und erklärte einigen seiner ehemaligen
Düsseldorfer Mitspieler, wie es zu diesem 44:35-Kantersieg seines neuen Vereins TV
Korschenbroich gegen den ThSV Eisenach gekommen war. „Schön“, sagte der
Spielmacher, „so etwas hatte ich lange nicht.“
Er spielte zum ersten Mal in der Waldsporthalle von Anfang an und genoss den
Erfolg in vollen Zügen. Zu Recht, denn das, was im Moment in Korschenbroich
passiert, hat wenig mit Abstiegskampf zu tun. Der TVK eilt von Sieg zu Sieg
(12:2 Punkte in den letzten sieben Spielen), hat nun drei Minuspunkte Vorsprung
auf den letzten Platz und stellte am Samstag nebenbei auch noch den Torrekord
dieser Zweitliga-Saison ein. Keine Mannschaft traf in einem Spiel bisher
häufiger. „Wenn mir das einer vor dem Spiel gesagt hätte, hätte ich ihn für
bescheuert erklärt“, sagte TVK-Trainer Khalid Khan.
Dabei trat Eisenach keineswegs wie ein „Punktelieferant“ auf. Von Beginn an
gingen die Thüringer kompromisslos zu Werke. Erst beim 7:6 gelang den Hausherren
vor 700 Zuschauern die erste Führung. „Am Anfang war es purer Kampf um jeden
Ball“, sagte Kogut. Mit zunehmender Spieldauer fand er auf der
Spielmacherposition jedoch immer bessere Lösungen. Mal setzte er Jörn Ilper in
Szene, mal traf er selbst oder leitete Spielzüge ein wie zum 22:15. Diesen
Pausenstand besorgte David Breuer nach einem Kempatrick. Nach dem Seitenwechsel
verschärften beide Mannschaften das Tempo, Tore fielen im Minutentakt. „Ich
hatte schon Sorge, dass das Spiel noch kippen könnte“, gab Khan zu.
Doch der TVK suchte selbst in Stresssituationen (23:20, 30:26) und bei
Manndeckung (Kogut, Simon Breuer) zielstrebig und souverän den Abschluss. Da
beide Gäste-Torhüter wenig zu fassen bekamen, klingelte es ständig im Eisenacher
Kasten. „Korschenbroich hat mit mehr Leidenschaft gespielt“, befand Gästetrainer
Ursinus.
Nach dem Schlusspfiff setzte Khalid Khan wieder alles daran, den Erfolg klein zu
reden. „Wir müssen jetzt das Video analysieren. Einiges hat mir nicht gefallen“,
sagte Khan, der seiner Mannschaft Professionalität in jeder Sekunde vorlebt. Für
Routinier Jörn Ilper ist Khan der Grund für die Erfolgsserie: „Wir sind optimal
vorbereitet. Jeder hat seinen Platz im System.“ Einer, der seinen Platz noch
nicht gefunden hat, ist Maximilio Ferro. Für wenige Sekunden durfte der junge
Argentinier Zweitligaluft schnuppern. Kurz vor Wiederbeginn stand er auf der
Platte, als Khan ihn doch wieder auf die Bank berief und dort auch sitzen ließ.
Auch so kann man einen Spieler heiß machen.