Lokalsport Freundschaften ausblenden VON HENDRIKE SPAAR
Für David Breuer könnte der Tag zurzeit ruhig ein paar Stunden mehr haben als die üblichen 24. Denn der gerade 26 Jahre alt gewordene Linkshänder in Diensten des Handball- Zweitligisten TV Korschenbroich tanzt seit geraumer Zeit auf mehreren Hochzeiten gleichzeitig, wobei jede für sich schon die volle Aufmerksamkeit des schmächtigen 1,80 Meter großen Handballers verdient hätte.
Zum einen ist da seine knapp einjährige Tochter Marie, die langsam ihre ersten Schritte auf den noch wackeligen Beinen macht und somit die ganze Aufmerksamkeit ihres Papas nötig hat: „Ich freue mich, täglich miterleben zu können, welche Fortschritte sie macht. Sie lernt fast jeden Tag etwas Neues dazu. Das ist wirklich spannend zu beobachten.“ Zum anderen sind da die Abschlussprüfungen, die für den Sonderpädagogik- und Sportstudenten noch in diesem Jahr anstehen. „Die erste Hürde habe ich schon hinter mich gebracht“, verrät David Breuer, „die Examensarbeit ist fertig, so dass nun noch die schriftlichen und mündlichen Prüfungen anstehen.“
An die wird der gebürtige Aachener, der mit Freundin Lotte und Tochter Marie in Köln wohnt, am Freitag Abend aber keinen Gedanken verschwenden. Denn für den Halbrechten des TV Korschenbroich steht am Freitag Abend vielleicht nicht das wichtigste Spiel auf dem Plan, aber bestimmt das emotionalste. Bis zum Ende der vergangenen Saison trug der Wahl-Kölner das Trikot des TSV Bayer Dormagen und verpasste während seines zweieinhalbjährigen Gastspiels mit der Truppe von Trainer Kai Wandschneider gleich zwei Mal ganz knapp den Aufstieg in die Bundesliga. „Ich habe viele schöne Erinnerungen an Dormagen“, gibt Breuer zu, der dabei nicht nur an das Sportliche denkt: „In Dormagen stimmt das Umfeld, der Zusammenhalt im Team und die Unterstützung der Fans.“
Auf die wird der 26-Jährige am Freitag Abend während der 60-minütigen Spieldauer indes nicht setzen können. „Ich rechne schon mit einem freundlichen Empfang, schließlich bin ich nicht im Groll gegangen, aber das kann sich im Laufe einer Partie auch ändern. Wenn man mal etwas härter zur Sache geht, dann vergessen die Fans ganz schnell, dass man mal dazu gehört hat.“ Aber auch darüber macht sich der Linkshänder keine unnötigen Gedanken: „Das gehört zum Sport halt dazu.“
Völlig ausblenden wird Breuer auch, dass es sich beim Gegner um seine ehemaligen Teamkameraden handelt, unter denen er noch zahlreiche Freunde hat. „Ich bin überzeugt, dass das auf den anderen Seite genau so sein wird“, erklärt Breuer, „beide Teams werden alles dafür tun, um das Feld als Sieger zu verlassen.“ Dabei ist es dem 26-Jährigen auch egal, wer seiner ehemaligen Mitspieler von Trainer Kai Wandschneider als direkter Gegenspieler auserkoren wird. „Ich lasse mich überraschen. Im Hinspiel war es Nils Meyer, aber das kann am Freitag schon wieder ganz anders aussehen.“
Einem Duell wird Dave, wie der Linkshänder von seinen Freunden genannt wird indes nicht entgehen. Als Siebenmeterschütze seines TV Korschenbroich wird er wohl unweigerlich Bekanntschaft mit TSV-Torhüter Joachim Kurth machen. „Es kennt meine Vorlieben beim Werfen, dafür kenne ich aber auch seine beim Abwehren. So hat keiner von beiden einen größeren Vorteil oder Nachteil“, ist sich Breuer sicher, der zurzeit auf Rang fünf der Torschützenliste der Zweiten Bundesliga Süd rangiert. „Das ist nur ein schöner Nebeneffekt“, erklärt der 26-Jährige, „das wichtigste Ziel ist, mit dem TV Korschenbroich den Klassenerhalt zu schaffen und dafür werden wir nicht nur am Freitag Abend in Dormagen bis zur letzten Sekunde kämpfen.“
Den Saisonverlauf seiner ehemaligen Teamkollegen hat David Breuer zudem natürlich mit Argusaugen verfolgt: „Ich wünsche ihnen von ganzem Herzen, dass sie den Aufstieg endlich schaffen. Schließlich war ich ja auch mal ein Teil davon. Und wer weiß, vielleicht feiern wir dann Aufstieg und Klassenerhalt in einer großen Fete.“
_______________________________________________________ Wenn jeder an sich selbst denkt, ist an alle gedacht.
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