Eine Millimeter-Geschichte
Interview Khalid Khan, Trainer des Handball-Zweitligisten TV Korschenbroich, sagt, was er von der am Freitag beginnenden Rückrunde erwartet und was ihm an der Vorbereitung nicht gefallen hat.
Die Liga läuft schon, aber Sie hatten Pause wegen des defekten Hallenbodens. Sind Sie froh über eine Trainingswoche mehr?
Khalid Khan: Ich glaube, das ist eher ein Nachteil. Ich hätte lieber wie angesetzt am Dienstagabend gegen Aue gespielt. Die anderen Mannschaften sind jetzt schon drin und haben Wettkampfluft geschnuppert. Aber wir haben ja auch nicht den großen Druck, es geht ja am Freitag gegen Spitzenreiter Dormagen.
Sie waren mit der Vorbereitung stellenweise nicht ganz zufrieden?
Khan: Mit der Vorbereitung schon, aber nicht mit allen Spielen. Es haben sich nicht auf allen Positionen Alternativen gebildet. Das ist bei uns sehr von der Tagesform abhängig.
Welche ist Ihre Stamm-Sieben?
Khan: Die, die auch in den letzten Spielen begonnen hat. Aus der zweiten Reihe fehlt momentan der Druck, weil diese Spieler noch nicht so weit sind. Sie brauchen noch Zeit.
Was waren die Schwerpunkte in der Vorbereitung?
Khan: Wir haben physisch viel gearbeitet. Ich möchte, dass wir unter hohem Stress Qualität abrufen können.
Mit Pascal Schiewe und Dirk van Walsem haben zwei Spieler den Verein verlassen. Kommen noch neue Leute?
Khan: Dirk van Walsem bedeutet für uns gerade in der Abwehr einen großen Verlust. Wir haben bis zum 15. Februar nicht mehr viel Zeit, nachzulegen. Ansonsten ist es ganz schwierig, noch adäquate Spieler zu bekommen. Das geht allerdings nicht nur uns, sondern auch vielen anderen Bundesligisten so.
Am Freitag ist das Nachbarschafts-Derby in Dormagen. Für Sie ein ganz besonderes Spiel...
Khan: Ja, weil ich ja immer noch die Zweite Mannschaft des TSV Bayer zusammen mit Pascal Mahé betreue. Ich war ein halbes Jahrzehnt Trainer in Dormagen, kenne jeden, vom Kartenabreißer bis zum Chef-Trainer. Über einen Sieg dort würde ich mich umso mehr freuen, gleichzeitig könnte ich mit dieser Niederlage aber auch am besten leben.
Sie sind mit Bayer-Trainer Kai Wandschneider befreundet. Herrscht diese Woche Funkstille?
Khan: Nein. Wir haben ein hochprofessionelles und freundschaftliches Verhältnis. Aber am Freitag geht es um zwei Punkte, nicht um Freundschaft.
Sie haben Dormagen beim 32:30-Sieg in Düsseldorf gesehen. Wie war Ihr Eindruck? Hat diese Mannschaft Schwachstellen?
Khan: In Düsseldorf gab es wenig Schwachstellen zu sehen. Die Rollen am Freitag sind klar verteilt. Wir dürfen nach den Siegen im Dezember jetzt nicht träumen. Dafür können wir uns gar nichts mehr kaufen. Es zählt nur die Gegenwart.
Münster und Gensungen, Ihre Nachbarn im Tabellenkeller, haben zum Rückrundenauftakt beide gewonnen.
Khan: Das interessiert mich nicht, mit so etwas muss man rechnen. Wir müssen nur auf uns gucken. Wir brauchen ein bisschen Glück und müssen hart arbeiten. Wie eng wird der Abstiegskampf?
Khan: Das wird eine Millimeter-Geschichte. Wir werden nach hinten heraus noch eine ganze Menge reißen, wenn wir keine Verletzten haben.
Worauf freuen Sie sich in der Rückrunde?
Khan: Auf Top-Begegnungen wie die am Freitag, auf jedes Training und auf jedes Heimspiel mit dieser unglaublich tollen Stimmung in der Korschenbroicher Waldsporthalle. Die hat uns zuletzt viel Kraft gegeben, das Vertrauen brauchen wir auch weiter.
Und der letzte Spieltag der Saison am 3. Mai , das Spiel in Gensungen, könnte zum „Endspiel“ um den Klassenverbleib werden?
Khan: Die Entscheidung wird schon vorher fallen.
Andreas Gruhn sprach mit TVK-Trainer Khalid Khan (41).
_______________________________________________________ Wenn jeder an sich selbst denkt, ist an alle gedacht.
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