VON TOBIAS KÄUFER
Der Mann hat offenbar ein Gespür für die richtigen Worte: „Vor allem freue ich mich für unseren Vorstand. Wenn ich sehe wie Jupp Grimm, Peter Irmen und all die anderen die Ärmel hochkrempeln und seit Wochen das Unmögliche versuchen, dann tut es gut, jetzt in ihre strahlenden Gesichter zu sehen.“ Was Khalid Khan via Hallenmikrofon verkündete, war keine zehn Meter von ihm zu beobachten. Fast der komplette Aufsichtsrat der TV Korschenbroich Handball GmbH lag sich in den Armen, feierte den so sehnlich herbei gewünschten Erfolg im Kellerduell der Zweiten Handball-Bundesliga gegen die HSG Gensungen/Felsberg. Dass der Trainer am Ende sogar einen mit 34:19 unerwartet hoch ausgefallenen Erfolg kommentieren durfte (die NGZ berichtete), hatten allerdings selbst die größten Optimisten nicht erwartet. Auch das gute Debüt des in einer Nacht-und-Nebel-Aktion vom Ligakonkurrenten HSG Düsseldorf losgeeisten Andrej Kogut ließ die bislang so leidgeprüften Korschenbroicher wieder Hoffnung schöpfen. Der 19 Jahre alte Rückraumspieler erhöht die Alternativen des neuen TVK-Trainers in der Offensive beträchtlich, zumal der in Moskau geborene Neuzugang mit deutschem Pass bereits bei seinem ersten Spiel mit seiner Torgefährlichkeit überzeugte. Khan. „Ich kenne seine Qualitäten, seine Schlagwürfe sind gegen eine 6:0-Deckung eine gute Waffe. Wenn er gesund bleibt, werden wir noch viel Freude an ihm haben, da bin ich mir sicher. Aber wir müssen ihm auch eine gewisse Zeit der Eingewöhnung geben, es wäre unfair, jetzt von ihm zu viel zu erwarten.“ Dennoch strahlte Kogut mit dem Vorstand um die Wette: „Einen solchen Einstand hatte ich nicht erwartet. Ein toller Sieg der Mannschaft, die es mir heute leicht gemacht hat, mich einzufinden.“ Schon am zweiten Weihnachtstag (26. Dezember, 18 Uhr) wird sich zeigen, ob die beeindruckende Leistung gegen die völlig überforderte HSG nur eine Eintagsfliege war oder ob der TV Korschenbroich tatsächlich zu einer Aufholjagd bläst: Dann kommt der Tabellenvorletzte TSG Münster in die Waldsporthalle und mit einem weiteren Heimsieg könnten Khans Kämpen sogar die Rote Laterne abgeben. Doch der erstmals an neuer Wirkungsstätte erfolgreiche Coach tritt mächtig auf die Euphoriebremse. „Diese Aufgabe wird viel, viel schwerer. Münster hat eine erfahrene Mannschaft, da werden wir nicht eine Sekunde schlafen dürfen“, sagt Khan, nachdem er den Gegner am Sonntagabend bei der 29:40-Schlappe in Düsseldorf unter die Lupe nahm: „Aber genau das macht die Aufgabe noch schwieriger, denn Münster hat etwas gutzumachen und wird sich für dieses Duell besonders viel vornehmen. Ich erwarte ein ganz enges Kampfspiel und hoffe auf viele Korschenbroicher Zuschauer, die uns unterstützen.“ Ob die Gäste in Korschenbroich erstmals mit ihrem prominenten Neuzugang Jan-Olaf Immel (zuletzt TV Großwallstadt) auflaufen werden, ist zwar noch ungewiss, doch deuten alle Anzeichen darauf hin, dass der neben Steffen Weber zweite Europameister im TSG-Kader im „Abstiegsendspiel“ seine neuen Mitspieler zum Sieg führen soll. Für Khalid Khan spielt das aber keine Rolle: „Es ist egal, ob Immel dabei ist oder nicht. Wir müssen unsere Stärken abrufen und an die Leistungsgrenze gehen, nur das zählt.“ Am Dienstag wird Khan seine Schützlinge wieder zum Training in der Waldsporthalle begrüßen, danach will der TVK-Coach dann entscheiden, ob er auch am Vormittag vor dem Münster-Spiel noch eine Extra-Schicht einlegt: „Das behalte ich mir vor.“ Gegen Münster sind fast alle Korschenbroicher einsatzbereit, nur Lukas Esser fehlt weiterhin.
_______________________________________________________ Wenn jeder an sich selbst denkt, ist an alle gedacht.
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