„Erwarte keine Wunderdinge“
VON VOLKER KOCH
Schlechter hätte sein Engagement beim TV Korschenbroich kaum
beginnen können für Khalid Khan: Am Dienstag und Mittwoch leitete der 41-Jährige
zwei Trainingseinheiten seiner neuen Schützlinge, dann legte er sich mit Fieber
ins Bett.
Im donnerstägigen Abschlusstraining trug Co-Trainer Dirk Wolf die Verantwortung,
„und wenn es mir nicht besser geht, wird er das auch in Schwetzingen tun
müssen“, sagt Khan.
In der dortigen Nordstadthalle beginnt am Freitag um 20 Uhr das erste Spiel der
Nach-Mast-Ära beim TV Korschenbroich. Das Gastspiel bei der HG
Oftersheim/Schwetzingen ist Abstiegskampf pur, denn den Gastgebern, in der
zurückliegenden Saison Achter, steht auf Tabellenplatz 15 bei 8:16 Punkten das
Wasser bis zum Hals.
„Die gehören da unten gar nicht hin“, sagt Khan nach ausgiebigem Videostudium
des Gegners, „das ist eigentlich eine routinierte, sehr unbequeme
Zweitliga-Mannschaft.“ Doch seit dem Abschied der Familie Job - Vater Wilfried
als Trainer, Sohn Tobias als Spielmacher - wird die HG diesem Ruf nur selten
gerecht. Schon zu Saisonbeginn gab es in der ersten DHB-Pokalrunde eine,
zumindest zu diesem Zeitpunkt überraschende, 24:27-Niederlage beim TV
Korschenbroich.
Ob dieses Ergebnis seine Schützlinge beflügelt oder hemmt, „das würde ich auch
gerne wissen“, meint Khalid Khan. Auf jeden Fall, ist er überzeugt, „wird es
sich bestimmt nicht demotivierend auf die HG auswirken“, fürchtet er. Doch die
mentale Verfassung des Gegners ist es nicht, die ihm Kopfzerbrechen bereitet.
Eher schon die seiner eigenen Spieler: „Ich habe sehr viele Einzelgespräche
geführt“, sagt Khan, „und dabei sehr viel Verunsicherung festgestellt.“ Die hat
seiner Meinung nach damit zu tun, dass es „in der Mannschaft keine klare
Hierarchie, keine richtige Aufgabenverteilung“ gab: „Meine vorrangige Aufgabe
wird sein, erst einmal eine Stammsieben zu definieren. Die Spieler müssen
wissen, wo sie hingehören.“
Dafür, darüber ist sich Khan im Klaren, wird er einige Zeit brauchen. „Wir
sollten die nächsten drei Spiele als Findungsphase ansehen“, sagt er vor den
Partien am Freitag, gegen Coburg (8. Dezember) und in Willstätt (15. Dezember).
Bis es danach gegen die direkten Abstiegskonkurrenten Gensungen (21. Dezember)
und Münster (26. Dezember) geht, wartet auf seine Spieler harte Arbeit: „Ich
habe allen gesagt: Ich erwarte von keinem Wunderdinge. Aber ich erwarte von
jedem eine überragende Trainingseinstellung“, sagt Khan. Das vor allem mit Blick
auf die Abwehr, denn dort werden Handballspiele nun mal gewonnen.
Und nur die TSG Münster (399) hat noch mehr Gegentore (394) kassiert als der
TVK. „Wir müssen da deutlich aggressiver werden“, hat Khan nach den zwei
Trainingseinheiten und den Videoaufzeichnungen der bisherigen Spiele erkannt.
Bei diesem Unterfangen muss er am Freitag auf die angeschlagenen oder erkrankten
Jens Warncke, Mirko Bernau und Kai Faltin verzichten.Sein Gegenüber Jochen Zürn
setzt im „Vier-Punkte-Spiel“ auf die Einstellung: „Wir müssen einfach dem Druck,
den wir schon mehrfach hatten, wieder standhalten und dem werden wir auch
standhalten.
Wir werden uns zerreißen, werden kämpfen, werden versuchen, mit der Halle auf
unserer Seite zwei wichtige Punkte für uns holen“, wird der HG-Coach in der
Schwetzinger Zeitung zitiert.