Rheinisches Handballtief VON VOLKER KOCH UND TOBIAS KÄUFER
Das hat es in dieser Spielzeit noch nicht gegeben in der Zweiten Liga Süd: Die drei rheinischen Handball-Klubs verloren am Wochenende im Gleichschritt. Kann es auch gar nicht, denn der TSV Bayer Dormagen kassierte mit dem 25:26 beim TV Willstätt-Ortenau nicht nur die erste Niederlage in dieser Saison, sondern die erste überhaupt in einem Punktspiel seit dem 7. März - damals gab es eine 31:35-Schlappe bei der TSG Friesenheim. Trotzdem überwiegen bei Kai Wandschneider im Rückblick die positiven Momente: „Ich will nichts schönreden“, sagt der TSV-Trainer, „aber wir haben uns viel besser verkauft als vor einem Jahr. Wenn uns die Schiedsrichter gelassen hätten, hätten wir das Spiel gewonnen.“ Die Schwachpunkte des Tabellenführers sind im freilich nicht verborgen geblieben: „Abwehr- und Torhüterleistung waren sehr gut, im Angriff läuft es nicht rund.“ Schuld daran tragen seiner Meinung nach die vielen Verletzungen, die ständige Umstellungen nötig machten: „Es fehlt noch das blinde Verständnis untereinander.“ Dessen Fehlen wird momentan durch die Einstellung kompensiert: „Es ziehen fast alle an einem Strang und geben Gas“, sagt der Trainer und verweist dabei darauf, dass seine Schützlinge in Willstätt erneut einen Drei-Tore-Rückstand in der Schlussphase egalisierten. „Jetzt kommt es darauf an, am Freitag die richtige Antwort zu geben,“ fordert Wandschneider. Dann gastiert um 19.30 Uhr die HSG Gensungen/Felsberg im TSV-Sportcenter, die sich mit ihrem 25:21-Sieg über den EHV Aue erst einmal etwas Luft von den Abstiegsplätzen verschaffte. Erschwert wird die Vorbereitung allerdings dadurch, dass Joey Duin und Michiel Lochtenbergh bis Donnerstag bei der niederländischen Nationalmannschaft weilen. Trotzdem gibt Wandschneider die Devise aus: „Wir müssen Geduld bewahren - wir haben unser Potenzial noch nicht annähernd ausgeschöpft.“ Darauf setzen sie auch beim TV Korschenbroich. Nassgeschwitzte Trikots, ratlose Gesichter und hängende Köpfe sind derzeit allerdings die sichtbaren Symbole der Krise im Handballdorf: Was Trainer und Spieler des Aufsteigers in der neuen sportlichen Umgebung in den letzten Wochen auch angepackt haben - am Ende standen Olaf Mast und Co. trotz aller sichtbaren Anstrengungen mit leeren Händen da. Konditionelle Grundlagen und kämpferische Einstellung stimmen beim sieg- und punktlosen Schlusslicht, doch es fehlt einfach an der notwendigen Qualität im Kader. Die als Führungsspieler mit Profi-Erfahrung verpflichteten David Breuer, Henning Wiechers und Jörn Ilper haben derzeit vor allem Probleme mit sich selbst und sind unter dem Strich bislang eine große Enttäuschung - auch für Trainer Olaf Mast, der seine Wunschspieler an den Niederrhein lockte. Die herben sportlichen Tiefschläge haben bei Mast ihre Wirkung nicht verfehlt, noch am Samstagabend wirkte der im Verein ob seiner manchmal unbequemen Aussagen nicht nur geliebte Meistertrainer nach der bitteren weil wieder einmal vermeidbaren 24:26-Niederlage gegen die SG Bietigheim-Metterzimmern angeschlagen. Doch mit ein paar Tagen Abstand ist der alte Kampfgeist zurückgekehrt: „Für mich persönlich ist das Verhältnis zur Mannschaft das Einzige was zählt“, sagt er. „Solange das in Ordnung ist, kann von Außen kommen, was will. Aus meiner Sicht stimmt das Verhältnis und somit werden wir gemeinsam alles versuchen, um zu punkten.“ Ob dies vielleicht mit dem ein oder anderen Neuzugang zu realisieren ist, wird in Korschenbroich offenbar mehr und mehr in Erwägung gezogen: „Wir werden uns in den nächsten Tagen nach der Rückkehr von Jupp Grimm zusammensetzen und genau analysieren was zu tun ist“, kündigt Mast ein grundsätzliches Gespräch mit dem Manager an. „Ich habe meine klaren Vorstellungen. Ob diese realisierbar sind, kann ich nicht beurteilen. Die Qualität der Umsetzung hängt sicher damit zusammen, ob und wie viel man investieren kann beziehungsweise will.“ Die Fans haben derweil ihren Spaß trotz der Negativserie noch nicht verloren: In Eigenregie chartern sie erstmals einen Fanbus zum Auswärtsspiel beim TV Hüttenberg am Samstag um 20 Uhr. Von der - relativen - Gelassenheit der beiden linksrheinischen Rivalen ist bei der HSG Düsseldorf nach der 32:40-Heimpleite gegen den TV Hüttenberg wenig zu spüren. Im Fadenkreuz der Kritik steht der erst vor dieser Saison verpflichtete Trainer, über dessen Ablösung die Düsseldorfer Zeitungen mehr oder weniger unverhohlen spekulieren: „Sollte Georgi Sviridenko nicht zügig den gestellten Ansprüchen gerecht werden, wird ihn auch schon bald die Wirklichkeit einholen“, schreibt die NRZ. Für Manager Frank Flatten angeblich kein Thema: „Erst wenn der Eindruck entsteht, dass der Coach und die Mannschaft nicht harmonieren, müssen wir uns Gedanken machen. Das ist noch nicht der Fall.“
_______________________________________________________ Wenn jeder an sich selbst denkt, ist an alle gedacht.
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