Hohes Risiko
von Volker Koch

Der TV Korschenbroich hat sich entschieden: Der Handball-Zweitligist trägt sein „Spiel des Jahres", das der dritten DHB-Pokalrunde gegen den Deutschen Meister und Champions-League-Gewinner THW Kiel nicht in heimischen Gefilden aus. Aus gutem Grund, schließlich bietet die Waldsporthalle offiziell nur 800 Zuschauern Platz. Und so viele Karten hätte der TVK allein schon am Tag der Auslosung verkaufen können...
Der TV Korschenbroich hat sich entschieden: Er verlegt die publikums- und prestigeträchtige Partie in die Krefelder Glockenspitzhalle. Und geht damit ein hohes Risiko ein. Schließlich betritt er organisatorisch völliges Neuland, muss sich mit gänzlich unbekannten Dimensionen befassen: 3200 Zuschauer, wenn denn so viele tatsächlich kommen, müssen gelenkt und versorgt werden - das sind so viele wie bei vier (!) Heimspielen des TVK zusammen. Die Alternative wäre ein Umzug ins TSV-Bayer-Sportcenter am Dormagener Höhenberg gewesen. Der Nachteil: Es bietet „nur" 2 550 Zuschauern Platz, das ist rund „eine Waldsporthalle" weniger als in Krefeld. Der Vorteil: Der TVK hätte auf eine eingespielte und erfahrene Organisation zurückgreifen können. Und auf ein handballbegeistertes, ja -verrücktes Publikum, das sich den Leckerbissen eines THW-Gastspiels auch ohne Beteiligung ihrer heimischen Lieblinge sicher nicht hätte entgehen lassen. Wie das die eher auf Eishockey und Fußball fixierten Krefelder sehen, bleibt abzuwarten - um so mehr, als am gleichen Abend die Krefelder Pinguine die Hannover Scorpions im nahegelegenen Königs-Palast zum Kampf um DEL-Punkte erwarten. Handball spielt in der Seidenstadt schon lange keine Rolle mehr... Auf dem Parkett der Zweiten Liga Süd hat der TV Korschenbroich bislang kräftig Lehrgeld bezahlt - für einen Aufsteiger keine Schande. Hoffentlich fällt das Pokal-Abenteuer nicht auch unter diese Kategorie.