Nachbarschaftliche Verbundenheit VON TOBIAS KÄUFER
Kaum war das Derby abgepfiffen, reagierte wieder die nachbarschaftliche Verbundenheit: „Ich hoffe und wünsche mir, dass der TV Korschenbroich den Klassenerhalt schafft. Die Mannschaft hat das Zeug dazu und der Verein hat es verdient“, ließ Dormagens Torhüter „Jojo“ Kurth die besten Wünsche in der Waldsporthalle. Sein Gegenüber Marcel Leclaire im TVK-Kasten wollte da nicht nachstehen: „Dormagen ist mein heißer Aufstiegskandidat, die Mannschaft ist einfach Klasse.“ So herzlich der Umgang der beiden Lokalrivalen vor und nach dem ersten Rhein-Kreis-Neuss-Derby in der 2. Handball-Bundesliga war, so wenig schenkten sich die beiden Kontrahenten während der 60 zwar umkämpften, aber dennoch einseitigen Minuten. „Wir haben von Beginn an unsere Chancen genutzt und das war der entscheidende Vorteil, denn der TVK ist gar nicht erst ins Spiel gekommen“, lautete die treffende Analyse von Jojo Kurth nach dem 36:26-Erfolg (17:10) in der mit 900 Zuschauern restlos überfüllten Waldsporthalle. Zweimal drohten die bisweilen erhitzten Gemüter gar kurzzeitig zu entgleisen: Erst als sich Matthias Deppisch („Die Rote Karte geht in Ordnung“) zu einem Faustschlag gegen Nils Meyer hinreißen ließ (21.) und wenig später als im zweiten Durchgang Florian Wisotzki (45.) gegen den Ex-Teamkollegen David Breuer überhart zu Werke ging und ebenfalls vorzeitig zum Duschen geschickt wurde. Sportlich präsentierte sich Spitzenreiter auf fast allen Positionen besser besetzt, agierte schneller und nutzte seine Chancen konsequenter, ohne dabei an seine Leistungsgrenze gehen zu müssen. „Dormagen ist sicher nicht der Maßstab für uns“, erkannte dann auch TVK-Coach Olaf Mast folgerichtig. Der konnte zwar mit dem Engagement und der Einsatzbereitschaft seiner Schützlinge zufrieden sein, nicht aber mit den vielen Fehlern im Spielaufbau. Offenbar hatte der sensationelle Pokalerfolg gegen Bundesligist Melsungen nur drei Tage vor dem Derby zu viel Substanz gekostet. Das von Dormagen vorgelegte Tempo war einfach zu hoch für die mit dieser Gangart bisweilen überfordert wirkenden Hausherren. „Bei uns hat es immer am letzten Bisschen gefehlt, der letzte Kick, der entscheidende Antritt kam einfach nicht. Wir haben viel zu viele Fehlpässe ohne Not gespielt“, sagte Mast. Aus dieser Erfahrung wollen die Korschenbroicher lernen und zwischen dem DHB-Pokalhit gegen Champions-League-Sieger THW Kiel und dem sich gleich anschließenden Heimspiel gegen den Mitkonkurrenten im Abstiegskampf SG Wallau-Massenheim (2. November) eine möglichst große Zeitspanne zu legen. Bereits in der Waldsporthalle hatten TVK-Manager Jupp Grimm und sein Dormagener Gegenpart Uli Derad erste Gespräche zu diesem Thema geführt. „Wir werden jetzt mal zwei Nächte drüber schlafen und uns mit dem Thema beschäftigten“, so Grimm. Solche Probleme plagen den Spitzenreiter derzeit nicht. Trotz angespannter Personaldecke scheint der TSV die Liga derzeit zu dominieren, wäre da nicht der starke Aufsteiger aus Coburg, der im Gleichschritt dem Meisterschaftsfavoriten folgt. Bereits in drei Wochen kommt es in Dormagen (13. Oktober) zum Gipfeltreffen der derzeit offenbar besten Teams der Liga. „Es ist wichtig, dass wir so gut aus den Startlöchern gekommen sind“, sagte Derad auch mit Blick auf die Stimmung in der für den Verein so wichtigen Spielzeit. Über 200 TSV-Fans machten die Partie beim Kreisrivalen zum Heimspiel und sangen aus voller Brust: „Wir sind die Nummer eins am Rhein!“ Derweil hatte der TSV-Manager für die unterlegenen Gastgeber noch einen guten Rat parat: „Ihr müsst nur die Ruhe bewahren, die Mannschaft hat das Zeug zum Klassenerhalt. Sie wird sich entwickeln.“ Ähnlich sieht es Korschenbroichs Trainer Olaf Mast, der nach den insgeheim erwarteten 0:8 Punkten die Saison für neu eröffnet erklärte: „Unsere Spiele fangen im Grunde jetzt erst an. Ab der nächsten Woche müssen wir uns steigern, um die nötigen Punkte im Abstiegskampf einzufahren.“ Vielleicht schon am kommenden Samstag in Delitzsch …
_______________________________________________________ Wenn jeder an sich selbst denkt, ist an alle gedacht.
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