Singlebörsen-Experte und Sonnenstudio-Betreiber: Da Handballer vom Sport alleine nicht leben können, haben die meisten Spieler des Zweitligisten TV Korschenbroich noch Hauptberufe – manchmal auch kuriose.
Sie ahnten nicht, was für dicke Fische sie an der Angel hatten. Als die ehemaligen Bundesliga-Spieler Henning Wiechers (Tor) und Jörn Ilper (Kreis) beim TV Korschenbroich unterschrieben haben, wussten die Mitspieler noch nicht, welche Möglichkeiten die beiden Neuen mitbringen. Dass sie gute Handballer sind, dürfte bekannt gewesen sein. Nicht jedoch, was die beiden so beruflich machen. Wiechers ist als Internet-Singlebörsen-Experte unterwegs und Ilper betreibt Sonnenstudios.
Gut möglich also, dass ab jetzt kein Korschenbroicher mehr einsam bleibt und die Mannschaft in der Zweiten Bundesliga mit einer wohligen Ganzjahres-Bräune glänzt. Die beiden Neuzugänge machen das aber nicht zum Spaß. „Mit Handball alleine lässt sich kaum ein Lebensunterhalt bezahlen“, sagt TVK-Geschäftsführer Jupp Grimm. „Vor allem kann man kaum etwas zurücklegen für später.“
Kein Vergleich zum Fußball
Von Verhältnissen wie im Fußball können Handballer nur träumen. Dort kann sich mancher Durchschnittsprofi einen Porsche pro Monat erlauben. Im Handball dagegen sind es nur die absoluten Spitzenspieler wie bis vor kurzem Stefan Kretzschmar, die allein vom Sport und Werbeverträgen leben können. In der Zweiten Bundesliga dürften die Gagen zwischen etwa 400 Euro und niedrigen vierstelligen Summen liegen. Also gilt es für Korschenbroichs Handballer, den Spagat zwischen Leistungssport und Job hinzukriegen.
Für die Schüler (Lukas Esser, Marcel Görden) und Studenten in der Mannschaft ist das relativ einfach. Spieler mit Job sind dagegen auf einen kulanten Chef angewiesen. „Wenn wir in der Woche abends auswärts spielen, dann muss ich Urlaub nehmen. Sonst wäre es den Kollegen gegenüber unfair“, sagt Torwart Marcel Leclair, der bei Bayer in Dormagen als Chemikant arbeitet. Sein Kollege zwischen den Pfosten, Tobias Kokott, ist als Kaufmann für ein anderes Chemie-Unternehmen unterwegs.
„Mir war früh klar: Mit Handball wird man nicht reich“, sagt er. Deshalb nimmt er den Stress auf sich, fährt nach der Arbeit jeden Abend zum Training und am Wochenende zu den Spielen. Der Rückraumspieler Kai Faltin dagegen ist Lehrer an einer Förderschule in Düsseldorf. Bei Auswärtsspielen setzt er auch auf seinen Rektor. „Mit Absprachen kann ich manchmal die Freiheiten kriegen, wir unterrichten immer mit mehreren Lehrern gleichzeitig in einer Klasse“, erklärt er. Günstiger hat es Abwehrspieler Daniel Spix: Er arbeitet in der Praxis von Jörg Pohlenz, dem Physiotherapeuten des TVK.
Und am besten hat es der Linksaußen Daniel Hammes getroffen. Er arbeitet im Marketing und Management – beim TV Korschenbroich. Hammes’ Chefs dürften also Verständnis für weite Auswärtsreisen aufbringen.
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