Der Sprung ist gewaltig
INTERVIEW Jupp Grimm (57), Manager des TV Korschenbroich, spricht über den möglichen Aufstieg in die Zweite Bundesliga, den finanziellen Aufwand und was sich alles in Korschenbroich ändern wird.
Wird der TV Korschenbroich Regionalliga-Meister?
Grimm Ich würde mich riesig freuen, wenn das so käme. Die Voraussetzungen sind ja nicht schlecht. Obwohl ja auch noch elf Spiele zu absolvieren sind. Jetzt am Samstag in Minden sollten wir direkt nachlegen, wobei immer die Frage ist, welche Mannschaft aufläuft. Die könnten Spieler aus der Bundesliga-Mannschaft einsetzen.
Der Sprung in die Zweite Bundesliga ist ziemlich groß.
Grimm Richtig. Sportlich ist der Unterschied zur Regionalliga mit Sicherheit schon gewaltig. Finanziell ist er aber noch viel gewaltiger. Sportlich wissen wir, was wir zu tun haben, um dort in der nächsten Saison die Klasse zu halten. Die finanziellen Rahmenbedingungen versuchen wir ebenfalls zu schaffen.
Was kostet die Zweite Bundesliga?
Grimm Wir müssen ein Startgeld von 7700 Euro zahlen, aber keine riesigen Summen von Anfang an hinterlegen. Wir werden bis spätestens zum 1. Mai die Lizenz bei der Deutschen Handball Liga beantragen und dann hätten wir als Aufsteiger sechs Wochen Zeit, die nötigen Unterlagen einzureichen.
Mit welchem Etat muss man rechnen?
Grimm Spitzenteams wie Dormagen operieren sicherlich mit einem Etat um die Million. Aber die wollen ja auch in die Erste Bundesliga aufsteigen. Wenn du wenig hast, musst du zusehen, trotzdem eine schlagkräftige Truppe auf die Beine zu stellen. Und daran arbeiten wir.
Wie groß ist der finanzielle Unterschied?
Grimm Mit 50 Prozent über dem bisherigen Etat ist zu rechnen.
Wer hatte die Idee, den Aufstieg anzupacken?
Grimm Als der Kader vor der Saison stand, da haben wir uns schon die ersten Gedanken gemacht. Wir haben gesehen, dass keine Übermannschaft da ist, dann wäre es fahrlässig gewesen, es nicht zu probieren.
Wie kann der TVK das stemmen?
Grimm Das Team hilft uns sehr dabei mit seinen Leistungen, an Sponsoren zu kommen. Dazu gibt es seit einiger Zeit eine Arbeitsgruppe, in der Korschenbroicher uns unterstützen, unser Sponsoring zu erweitern. Das sind Leute aus Korschenbroich, die uns helfen wollen, die aber keinen Einfluss auf den Verein nehmen.
Was wird sich in Korschenbroich ändern?
Grimm Es gibt ein neues Marketing-Konzept, das hoffentlich demnächst fertig ist. Dazu gehört zum Beispiel, eine GmbH zu gründen, weil man den Verein nicht mit solchen Aufgaben belasten sollte. Und es soll einen hauptberuflichen Marketing-Experten im Verein geben.
Kann der TVK Zweitligaspiele in der Waldsporthalle austragen oder gibt es Überlegungen, in größeren Hallen in anderen Städten zu spielen?
Grimm Egal, was passieren sollte, wir gehen nicht aus Korschenbroich raus. Ich glaube, dass die Stadt uns wie bisher hervorragend unterstützen wird. Deshalb werden wir in der Waldsporthalle spielen.
Kommen neue Spieler?
Grimm Auf jeden Fall! Die Gespräche laufen und ich denke, dass wir in den nächsten drei Wochen den einen oder anderen Vertrag unterschrieben haben werden. Wir müssen in erster Linie auf der halbrechten Position nachlegen, weil Mirko Bernau seine Karriere ja beendet. Das Problem ist, dass wir zweigleisig planen müssen. Kein gestandener Spieler aus der Bundesliga unterschreibt einen Vertrag, bevor wir nicht definitiv aufgestiegen sind. Das wird ein Lotteriespiel. Deshalb werden wir uns erstmal mit Spielern aus der Regionalligaspitze verstärken.
Sie sprachen an, was sich bald ändern wird beim TVK. Befürchten Sie bei Misserfolg in der Zweiten Liga einen Identifikationsverlust der Fans mit dem Verein?
Grimm Nein, das wäre schlimm. Wir sind der TV Korschenbroich, und das bleibt so. Die Neuerungen sind ja nur wichtig für interne finanzielle Abwicklungen, das wird etwas anders sein. Aber wir haben seit einigen Monaten einen Fan-Club, die Fancrew. Das ist richtig toll, was die auf die Beine stellen.
Andreas Gruhn führte das Gespräch mit Jupp Grimm, Manager des TV Korschenbroich.