Suche nach der Leichtigkeit

Nachdreher aus der Neuß-Grevenbroicher Zeitung zum Spiel gegen Mettmann-Sport
von TOBIAS KÄUFER

"Geld schießt keine Tore", hat Otto Rehhagel zu sagen gepflegt. Zu seiner Zeit als Trainer bei Werder Bremen kultivierte der Fußballlehrer vor den brisanten Duellen gegen die finanzielle Übermacht Bayern München stets erfolgreich die Rolle des Underdogs. Zwar herrschen in der Handball-Regionalliga andere Dimensionen, doch der Kern dieser Rehhagelschen Weisheit scheint die Situation beim TV Korschenbroich treffend zu charakterisieren. Der Verein hat den prominentesten Trainer, die namhaftesten Neuzugänge, den personell bestbesetzten Kader, die höchsten Zuschauerzahlen und das fleißigste Umfeld der Liga - all das sorgt bei den Gegnern für eine Prise mehr Neid und Motivation als sonst üblich. Das 22:22-Remis gegen Aufsteiger Mettmann Sport am Freitag machte den Rollentausch deutlich, den der TVK vollziehen muss. Mettmann zeichnete an diesem Abend genau das aus, was für das "Handballdorf Korschenbroich" jahrelang charakteristisch war: Die kämpferische Mentalität eines Underdogs, der nie aufsteckt und die eigenen Defizite mit Leidenschaft ausgleicht. Und so lag sich der Außenseiter nach dem unerwarteten eingefahren Punkt in den Armen, feierte vor den Augen des restlos enttäuschenden TVK's das Remis wie eine Meisterschaft. "Wir sind meilenweit davon entfernt, mit der Leichtigkeit der letzten Saison zu spielen", analysierte TVK-Coach Olaf Mast mit einem Tag Abstand die enttäuschende Darbietung des hoch gehandelten Meisterschaftsfavoriten. Zu groß ist nach knapp einem Fünftel der Saison die Lücke zwischen eigenem Anspruchsdenken und den auf dem Platz gezeigten Leistungen. Alle drei Torhüter und alle elf Feldspieler waren am Freitag einsatzbereit, 800 Zuschauer sorgten für eine tolle Kulisse und dazu ein Aufsteiger als Gegner, der durch Verletzungspech dezimiert, nicht einmal seine Bestformation hatte aufbieten können. Besser hätten die Ausgangsvoraussetzungen eigentlich nicht sein können. Doch Mast erkennt, dass die Favoritenrolle offenbar mehr und mehr zu einer Last als zu einem Ansporn wird. "Die Mannschaft spielt wie gehemmt. Sie setzt sich selbst viel zu sehr unter Druck." Einzig allein die Schwäche der Konkurrenz verhinderte bislang, dass der TVK trotz der mittelmäßigen Startbilanz von 7:5 Punkten ins Mittelfeld abgleitet. Jetzt wird ein Meisterschaftsfavorit gesucht, diese Rolle hatte die Liga eigentlich für den TVK vorgesehen. Doch der spielt dabei einfach nicht mit.