RL-Spieler führen Uni zur Meisterschaft
[06.07.06] - Bericht der HANDBALLWOCHE
Eigentlich hatte sich die Kölner Universitätsmannschaft schon ein Alternativprogramm zurecht gelegt. Ein gemeinsamer Besuch bei der Kieler Woche sollte gegen den Frust helfen, sich nicht für die Deutschen Hochschulmeisterschaften Heidelberg qualifiziert zu haben. Doch es kam
anders: weil die Uni Bochum in der Zwischenrunde einen nicht spielberechtigten Akteur einsetzte, wurde sie nachträglich disqualifiziert. So rückten die Kölner stattdessen nach - und wurde ungeschlagen Deutscher Meister.
Wie die dänische Nationalmannschaft, die 1992 als "Nachrücker" Fußball-Europameister wurden, kamen auch die Domstädter ziemlich unverhofft zu ihrem Glück. Dementsprechend freute sich der Kölner Obmann Axel Sierau: "Schon irre, dass wir auf diesem Wege endlich unser großes Ziel erreicht haben." Denn nach drei 2. und einem 3. Platz in den letzten vier Jahren war der Traum vom Titel noch nicht gelebt.
Mit dem Vorjahressieger, der Universität Stuttgart, die erneut mit zahlreichen Bundesligaspielern angereist war, wartete im Halbfinale der hohe Favorit. In einem knappen Spiel sahen die Kölner 14 Sekunden vor dem Ende bereits wie der Sieger aus, brachte den Ein-Tores-Vorsprung aber trotz eigenen Ballbesitzes nicht über die Zeit. Die Verlängerung dominierte das Team, das fünf Spieler vom TV Korschenbroich (Regionalliga West) in seinen Reihen hatte (weitere Spieler in Aufstellung unten), dann aber klar. "Das größte taktische Debakel meiner Trainerlaufbahn", resümierte Stuttgarts Trainer Dr. Rolf Brack angesichts zahlreicher ungenutzter Überzahlsituationen.
Im Finale kam es dann zum Duell zwischen der gastgebenden Uni Heidelberg und den Kölnern, die sich in der Vorrunde tags zuvor unentschieden getrennt hatten. Heidelbergs Axel Buschsieper (Oftersheim/Schwetzingen) war nicht
zugegen; er hatte sich für ein anderes Sportevent entschieden und sah den 1:0-Sieg der Engländer gegen Ecuador bei der Fußball-WM. Dem Ausrichter fehlte so die nötige Durschlagskraft im Angriff und Köln siegte sicher mit 21:15. Als einer der Stützen erwies sich Michael Spatz, der in gewohnter Umgebung - Spatz spielte fünf Jahre für die SG Leutershausen - zu großer Form auflief. Der Rechtsaußen des VfL Gummersbach demonstrierte im Rückraum Spielwitz und Übersicht.
Auch in der Damenkonkurrenz wurden einige Erstligaakteure gesichtet. So trafen im Finale Nürnbergs Ania Rösler mit der Universität Erlangen und Katja Schülke (Frankfurt/Oder), die für die Uni Berlin das Tor hütete, aufeinander. Die Mannschaft aus der Hauptstadt, die sich zum Gros aus dem Zweitligateam der SV BVG 49 zusammensetzte, war deutlich spielstärker und sicherte sich durch ein 21:11 den Titel.
Die organisatorischen Bedingungen erreichten zwar nicht ganz das Niveau wie im Vorjahr in Leipzig, der Stimmung tat es dennoch keinen Abbruch. Auf dem Feld wurden durchweg faire und größtenteils sportlich sehenswerte Leistungen geboten. Und auch die abendlichen Aktivitäten wurden von den Studenten ausgiebig genutzt. Am ersten Abend wurde in einer Diskothek gefeiert, am Samstag eine Party in der Uni veranstaltet. Auch die Kölner verlebten zwei stimmungsvolle Abende - so, wie sie es eigentlich für die Kieler Woche geplant hatten.
ENDSTAND:
Frauen:
1. Berlin
2. Heidelberg (TV)
3. Erlangen
4. Bochum
Männer.
1. Köln
2. Heidelberg
3. Stuttgart (TV)
4. Magdeburg
Ergebnisse:
Halbfinale: Uni Heidelberg-WG Erlangen-Nürnberg 21:21 n.V.n. / 4:5 n. E.
Halbfinale: Uni Stuttgart-WG Köln 25:29 n.V. WG Köln
3. Platz: Uni Stuttgart-WG Magdeburg 7m / 6:5
Finale: WG Köln-WG Heidelberg 21:15
Mitspieler Uni Köln:
Simon Breuer (BTB Aachen)
Jens Warncke, Lukas Schumacher, Dirk van Walsem, Pascal Schiewe, Mathias Deppisch (Foto) (TV Korschenbroich) Nico Schmidt (ehemals Eintracht Hagen) Axel Sierau, Sven Schäfer (ehemals TuS Weibern)