Dampflok gegen Eilzug

Bericht aus der Rheinischen Post Hilden
von BIRGIT SICKEER

Die Unitas-Handballer waren im Regionalliga-Heimspiel dem Tempo des TV Korschenbroich nicht gewachsen. Nicht nur Trainer René Witte verließ deshalb frustriert die Sporthalle Adlerstraße.

Unitas Haan - TV Korschenbroich 22:35 (9:16). Die Handballer des TV Korschenbroich hielten sich nicht an das übliche Ritual in der Sporthalle an der Adlerstraße. Noch während der Vorführungen der Cool Stars, der Nachwuchs-Chearleader des Haaner TV, stürmten sie aus der Umkleidekabine aufs Feld. Und auch für die Darbietungen der älteren Cool Cats hatten die Gäste keinen Blick übrig. Statt dessen signalisierte Torhüter Matthias Thiemann mit einem Tippen auf die imaginäre Uhr am Handgelenk, dass die Partie mit dreiminütiger Verzögerung beginnen würde. Spätestes jetzt war klar: Die Mannschaft von Olaf Mast konnte den Anpfiff der Regionalliga-Partie gar nicht erwarten, wollte ihren zahlreich angereisten Fans eine Vorstellung der Extraklasse bieten.

Der Tabellendritte von Beginn an also hellwach, während die Unitas-Handballer nur langsam Fahrt aufnahmen. Erster Lichtblick aus Sicht der Gastgeber war die Parade von Benedikt Köß, als der Ex-Haaner Kai Faltin von der rechten Seite abzog. Da sahen sich die Hausherren allerdings schon mit 1:3 im Hintertreffen. Und der Vorsprung des TVK wuchs in den nächsten drei Minuten sogar auf fünf Treffer an (9. 6:1). Weil seine Truppe überhaupt nicht ins Spiel fand, beantragte René Witte nach gut 13 Minuten schon die erste Auszeit. Von Besserung konnte danach jedoch nicht die Rede sein. Die Korschenbroicher gaben weiter Vollgas und setzten sich durch einen Treffer von Jens Warncke schließlich auf 10:2 (20.) ab.

Nur der große Fanblock des TVK hatte zu diesem Zeitpunkt Grund zur Freude. Den Unitas-Fans hingegen stand die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben - der Vergleich Ackergaul gegen Rennpferd gibt den Unterschied der Kontrahenten auf dem Feld wohl treffend wieder. Wenigstens betrieben die Gartenstädter in den letzten Minuten vor der Pause etwas Schadensbegrenzung - mit dem 9:16 waren sie gut bedient.

Insgeheim baute Witte darauf, dass das Mast-Team in der zweiten Halbzeit die Zügel würde schleifen lassen. Doch der Unitas-Coach musste statt dessen mit ansehen, wie seine Mannschaft ein ums andere Mal dem Tempo der Gäste nichts entgegenzusetzen hatte. Einige umstrittene Entscheidungen der Schiris taten ein Übriges: Den Haanern verging die Lust am offensichtlich sinnlosen Tun. Zwischenzeitlich gab es zwar immer wieder kurze Phasen des Aufbäumens, die waren jedoch an einer Hand abzuzählen und eher individueller Natur. Immer wieder provozierte die aggressive und zugleich leichtfüßige TVK-Abwehr Fehlpässe der Unitas - und jeder Ballverlust der Haaner führte stande pede zu einem Gegentor. So bauten die Gäste ihre Führung innerhalb von drei Minuten von 26:18 (48.) auf 30:18 (51.) aus. Für die Unitas-Handballer war der „unterirdische“ Auftritt zweifellos ein Rückschlag. Nicht die (erwartete) Niederlage gibt zu denken, vielmehr scheint der Akku kurz vor dem Endspurt in der Regionalliga fast leer. Der Klassenerhalt aber ist noch längst nicht in trockenen Tüchern.

Unitas Haan: Köß, Nothen - Cickusic (1), Dembski, Klatt (1), Kreisköther, M. Panthel (4), Peuker (5), Reinacher (6), Schmidt (2/2), Vester.

TV Korschenbroich: Thiemann, Kokott - Bernau (3), Bedarzik (1), Deppisch (8), Kesilis (7/1), Faltin(3/3), Kalendauskas (3), Spix, Schmacher (7), Warncke (3).