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 Regionalliga
UliS Offline

Foren Jott

Beiträge: 1.336

02.02.2009 08:34
02.02.09 NGZ "Die jungen Wilden gezähmt" Zitat · Antworten

Die jungen Wilden gezähmt
VON VOLKER KOCH


Im ersten Durchgang gar kein so seltenes Bild: Dormagens Kreisläufer
Moritz Barkow ist der Korschenbroicher Deckung (hier Simon Breuer und
Mathias Deppisch, v.l.) entwischt und erzielt einen seiner fünf Treffer.
Am Ende aber gaben Cleverness und Erfahrung den Ausschlag zum 40:27-Sieg,
mit dem der TVK seine weiße Weste wahrte. NGZ-Foto: Hans Jazyk

Vielleicht hätte Kentin Mahé zwei Minuten nach Wiederbeginn ja
neben das Tor werfen sollen. So aber traf der Trainersohn zum 16:15 und brachte
den TSV Bayer Dormagen II im Lokalduell der Handball-Regionalliga West vor 800
Zuschauern gegen den TV Korschenbroich zum ersten Mal in Führung.
Das hätte der 17-Jährige, gerade von einem halbjährigen „Handball-Praktikum“ aus
Schweden zurückgekehrt, besser nicht getan - zumindest zu diesem frühen
Zeitpunkt nicht.

Denn wer den Spitzenreiter reizt, wird fürchterlich bestraft. Und so blieb das
16:15 die einzige Führung für die „jungen Wilden“ von Pascal Mahé. Innerhalb von
vier Minuten zogen die Gäste gegen die zahlenmäßig dezimierten Dormagener -
Zeitstrafen für Moritz Barkow und Robin Doetsch - auf 19:16 davon. Bayers
Widerstand war gebrochen, auch wenn drei Mahé-Tore die Hausherren noch einmal
auf 20:21 (39.) herankommen ließen.

Doch ohne eine ordnende Hand auf dem Parkett verloren die Dormagener ihre Linie,
brachen regelrecht auseinander und mussten sich am Ende mit 27:40 geschlagen
geben, „sicher um ein paar Tore zu hoch“, wie Khalid Khan zugab. Dennoch gab es
für den Korschenbroicher Trainer keinen Zweifel, dass der 19. Sieg in Folge, der
zehnte mit zweistelliger Tordifferenz, „unterm Strich verdient“ war.
Das war er sicher. Der Spitzenreiter wirkte cleverer, abgebrühter, machte
zumindest im zweiten Durchgang wesentlich weniger Fehler als der Aufsteiger aus
der Chemiestadt. „Uns fehlt einfach die Erfahrung, um gegen einen solch starken
Gegner sechzig Minuten mitzuhalten“, zeigte Pascal Mahé den wesentlichen
Unterschied zwischen den beiden Kontrahenten auf.

Da half auch der Einsatz von gleich drei Akteuren aus dem Dormagener
Bundesliga-Kader - Max Holst (3), der zwei Mal vom Siebenmeterpunkt am glänzend
aufgelegten Ex-Dormagener Roland Mainka scheiterte, Sebastian Faißt und Tim
Henkel (je 1) erzielten zusammen gerade mal fünf Tore - nichts.
Im Gegenteil: „Von ihnen hatte ich mir mehr erhofft“, gab Mahé zu, schob aber
gleich den Grund für die enttäuschende Leistung nach: „Sie trainieren zu wenig
mit uns, da fehlt das Spielverständnis. Aber dieses Problem haben wir ja schon
länger.“

Genau dieses blinde Verständnis, dieses Eingespieltsein, verhalf den
Korschenbroichern zu einem am Ende sogar leicht herausgespielten Sieg. Dadurch
steckten sie die doppelte Manndeckung gegen David (9/1) und Simon Breuer (7),
die trotzdem auf 16 Treffer kamen, ebenso weg wie den frühen Ausfall von Jörn
Ilper (3. Zeitstrafe, 30.).
Ihres Abwehrchefs und aufgrund der Verletzung von Marcel Görden (Daumenbruch)
auch ihres einziges Kreisläufers beraubt, drehten die Korschenbroicher danach
erst recht auf und bestätigten so indirekt ihren Trainer. Khan glaubt nämlich,
„dass wir uns im Prinzip nur selbst schlagen können, dann nämlich, wenn wir
nicht voll konzentriert sind.“

So wie im ersten Durchgang, als aus einer scheinbaren Dominanz der Gäste (4:1
nach vier Minuten) ein höchst spannendes Spiel und ein Schlagabtausch auf
Augenhöhe wurde. „Danach haben einige wohl geglaubt, das Ding schon locker im
Sack zu haben“, analysierte Khan den mentalen Zustand seiner Schützlinge, die er
auch durch eine frühe Auszeit (18.) nicht so recht aus ihrer Lethargie wecken
konnte.

Im Gegenteil: Dormagen, bei dem Christoph Gelbke, Moritz Barkow und Kentin Mahé
wesentlich mehr Akzente setzten als die Erstliga-Leihgaben, kämpfte und spielte
sich von einem 6:10-Rückstand (20.) auf 13:13 (27.) heran.
Und hätte Roland Mainka (16 gehaltene Bälle, damit genau doppelt so viele wie
das Dormagener Duo Christian Landgraf und Daniel Schlingmann zusammen) an alter
Wirkungsstätte nicht seine beste Saisonleistung geboten, der TVK wäre wohl schon
vor der Pause in Rückstand geraten.

Das erledigte dann Kentin Mahé nach 32 Minuten - und brachte damit den
Spitzenreiter, bei dem nun Dennis Marquardt am Kreis spielte, erst in die
Erfolgsspur. Handball ist mitunter ein paradoxes Spiel -nicht nur in der
Regionalliga.

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Wenn jeder an sich selbst denkt, ist an alle gedacht.

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