Das Duell

Für etliche der Beteiligten ist das Lokalduell der Handball-Regionalliga West zwischen dem TSV Bayer Dormagen II und dem TV Korschenbroich morgen Abend ganz bestimmt kein Spiel wie jedes andere.
VON VOLKER KOCH

Fast auf den Tag genau vor einem Jahr standen sich beide Klubs zuletzt am Höhenberg gegenüber: Im Zweitligaduell setzte sich der Gastgeber mit 40:31 gegen den Aufsteiger durch. Wenn morgen - Anwurf um 19.30 Uhr - der TSV Bayer Dormagen und der TV Korschenbroich erneut im TSV-Sportcenter aufeinander treffen, haben sich die Vorzeichen geändert. Denn diesmal sind die Gäste Favorit - schließlich ist der TV Korschenbroich ungeschlagener Tabellenführer der Regionalliga West und bekommt es, nach dem eigenen Ab- und dem Dormagener Aufstieg, auch „nur" mit der Zweitvertretung des TSV zu tun.

Kein Grund für Korschenbroichs Trainer Khalid Khan, den morgigen Gegner auf die leichte Schulter zu nehmen (siehe gesonderte Vorschau). Nicht nur für den 42-Jährigen, einer von nur drei Trainern im höherklassigen deutschen Handball, die in dieser Saison noch keine Niederlage haben hinnehmen müssen, ist die Partie eine Reise in die eigene Vergangenheit. Vor acht Jahren holte ihn Kai Wandschneider, selbst gerade erst vom Co- zum Cheftrainer des damaligen Erstligisten befördert, als seinen Assistenten zum TSV Bayer Dormagen - eine Rolle, die Khan bis 2005 innehatte. Nach einem Zwischenspiel bei BTB Aachen kehrte Khan zur Saison 2007/08 an den Höhenberg zurück, wo er den Nachwuchsbereich übernahm. Um den hatte er sich als Stützpunkttrainer bereits zwei Jahre zuvor gekümmert - zusammen mit Pascal Mahé.

Morgen Abend stehen sich die beiden als Kontrahenten gegenüber. So lange ist es noch gar nicht her, dass Mahé selbst gegen den TV Korschenbroich spielte - genauer gesagt am 17. Februar 2002. „Ein Franzose kennt keinen Schmerz", titelte damals die NGZ. Denn Mahé, 1995 mit Frankreich Weltmeister geworden - im Finale übrigens gegen Kroatien, zu dessen Neuauflage es am Sonntag ab 17 Uhr kommen könnte, wenn beide ihre heutigen Halbfinalspiele gewinnen - nahm im zweiten Durchgang des Lokalduells trotz eines Muskelfaserrisses in der Wade seinen „angestamten Platz in der Deckungsmitte" ein, weil dem favorisierten Tabellenführer bis dahin nicht allzu viel gelungen war. Dank Mahé - „ein Normalsterblicher hätte heute nicht gespielt", lobte Wandschneider die Einstellung des damals bereits 38-Jährigen - gewannen die Dormagener nach 13:11- Pausenführung noch 24:20 und wahrten so ihre weiße Weste, die sie bis zum Saisonende (60:0 Punkte) nicht mehr auszogen.

Nun wandelt der TV Korschenbroich (36:0) auf ihren in der Regionalliga West bislang unerreichten Spuren. Mit dabei vier Spieler, die über reichlich Dormagen-Erfahrung verfügen: Jörn Ilper (34) bestritt zwischen 1994 und '97 62 Erstligaspiele für den TSV. David Breuer (27) trug von November 2004 bis Juni 2007 das Bayer-Trikot. Und beide Torhüter sind sogar echte „Dormagener Jungs": Der Hackenbroicher Roland Mainka (23) ist ein Eigengewächs, Marcel Leclaire (29) wechselte in der Jugend vom VfL Bardenberg zum TSV. Der Chemikant wohnt in Rheinfeld fast in Sichtweite des Sportcenters, arbeitet im Bayer-Werk - und seine Schwiegermutter auf der Geschäftsstelle des TSV.

Doch wenn morgen um 19.30 Uhr die Schiedsrichter Jörg Rosenkranz und Marco de Stefano (Dortmund) das Lokalduell anpfeifen, treten Freundschaften in den Hintergrund - zumindest für 60 Minuten.

geOCRt 30.01.09, 10:00