Bruch mit der Vergangenheit
VON TOBIAS KAUFER
Kleine Notiz, große Wirkung: In der kommenden Saison wird der TV Korschenbroich nicht mehr in den Trikots des italienischen Sportartikelherstellers Legea spielen. Stattdessen werden David Breuer und Co. in der kommenden Spielzeit in der Handball-Regionalliga in Trikots der Marke Hummel auflaufen. Normalerweise wäre diese Nachricht nur eine kleine Randnotiz, doch der Wechsel des Ausrüsters verrät beim Zweitliga-Absteiger eine ganze Menge über den Gemütszustand der Macher hinter den Kulissen. Denn Inhaber und Geschäftsführer der Korschenbroicher ETS Teamsport + Sportausrüstung GmbH, die als offizieller Vertriebspartner die Marke Legea in Deutschland vertreibt, ist niemand anderes als der ehemalige TVK-Manager Jupp Grimm. „Nach der guten Zusammenarbeit in der Vergangenheit wäre es eigentlich eine Selbstverständlichkeit gewesen, wenn sich der TVK gemeldet hätte", sagt er. Doch Grimms ehemaliger Co-Geschäftsführer und Nachfolger im Amt des TVK-Managers, Peter Irmen, tat das nicht. Aus gutem Grund, wie dieser meint: „Wir haben von Hummel ein sehr gutes Angebot erhalten. Zudem waren wir an einer langfristigen Zusammenarbeit interessiert. Das Angebot konnten wir einfach nicht ablehnen." Somit waren Legea und Grimm aus dem Rennen ohne es zu wissen. Offenbar ist die Kommunikation zwischen den beiden ehemaligen Partnern auf der Kommandobrücke des TVK ernsthaft gestört. Anders ist es jedenfalls nicht zu erklären, dass Grimm nicht, wie vor Wochen von den Verantwortlichen erklärt, im Rahmen des Sommerfestes offiziell verabschiedet wurde. „Nein", sagt Grimm. „Ich habe keine Einladung bekommen. Soviel ich weiß, sind nur die ehemaligen Spieler eingeladen worden." Doch Tobias Kokott, Maximiliano Ferro, Jens Warncke, Nerijus Kesilis, Andrej Kogut und Daniel Spix kamen nicht zum Spiel gegen den belgischen Meister HC Eynatten, das der TVK souverän mit 39:20 gewann (die NGZ berichtete). „Sie haben leider alle abgesagt, weil sie selbst Trainingsspiele hatten oder in Urlaub waren", erklärte Irmen auf Anfrage. Für eine offizielle Verabschiedung des Managers fühlt sich die für die Handball GmbH zuständige Führungscrew um Irmen indes nicht zuständig: „Jupp Grimm hat in den vergangenen 25 Jahren so viel für den Handball in Korschenbroich und beim TVK getan, dass dieses Signal eigentlich vom Gesamtverein kommen müsste", reicht Irmen den Schwarzen Peter an den Vorstand des Turnvereins weiter. Ob Grimm, der im Sommer „freiwillig" von allen Ämtern zurücktrat, das angesichts dieser Posse überhaupt noch will, steht auf einem anderen Blatt. „Ich rechne eigentlich nicht mehr damit", hat Grimm das Thema für sich persönlich abgehakt. Jetzt freut sich der intern stets umstrittene Macher der letzten Jahre auf seine neue Zeit als Fan: „Ich werde natürlich beim ersten Heimspiel auf der Tribüne sitzen und ganz entspannt die Daumen drücken. Ich wünsche der Mannschaft und dem Vorstandsteam viel Erfolg." Spätestens am 29. August beim DHB-Pokalspiel gegen den EHV Aue werden sich Grimm und Irmen wieder über den Weg laufen. Vielleicht trinken sie dann ein Versöhnungsbier an der Theke. Es wäre nicht das erste Mal, dass auf diese Weise ein Streit in der Waldsporthalle ein gutes Ende nehmen würde - und es wäre wohl auch bitter nötig.
"Das ist die Crux unserer Spezies: Jeder hat es kommen sehen, nur eben nicht so bald!" (Ian Malcolm in "Dino Park")
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