Grenzgänge im Handball-Dorf von Volker Koch
Korschenbroich. Es könnte alles so schön sein beim TV Korschenbroich. 19:5 Punkte aus den letzten zwölf Partien haben den Aufsteiger bis auf Tabellenplatz 13 der Zweiten Handball-Bundesliga Süd gebracht. Eitel Sonnenschein - wäre da nicht die total verkorkste Hinrunde. Und seit der Erfolg - wieder - da ist, rennen die Fans dem TVK die Bude ein. Idealzustand - wäre da nicht die viel zu kleine Waldsporthalle. „Schulturnhalle mit Tribüne“ war noch das netteste, was die - wenigen - Fans der HSG Düsseldorf über das Korschenbroicher Domizil zu sagen hatten am Freitagabend.
„Für uns sind solche Spiele Grenzgänge“, sagt Peter Irmen, einer von zwei Geschäftsführern der den Spielbetrieb finanzierenden Handball-GmbH. Was er meint, ist die drangvolle Enge auf den Tribünen, die für offiziell 790 Zuschauer ausgelegt sind. Kommen mehr, „droht uns die Stadt ständig mit der Bauaufsicht“, sagt Irmen und spricht vom „Damoklesschwert der Hallenschließung“, das ständig über dem Verein hängt. Formaljuristisch müssten die überzähligen Fans am Eingang abgewiesen werden.
Doch bei der Kalkulation eines Etats knapp unter 400 000 Euro spielen auch die Einnahmen aus Eintrittskarten und Gastronomie eine Rolle - „wir sind auf jeden Cent angewiesen“, stellt der Geschäftsführer klar. Zumal, wenn wie im Moment geschehen, die Leistungsträger längerfristig an den Verein gebunden werden sollen. Die Vertragsverlängerung von David Breuer wurde am Freitagabend von den Fans gefeiert wie ein Titelgewinn. Doch der Ex-Dormagener ist mittlerweile bester Feldtorschütze der Zweiten Liga Süd - und so etwas weckt die Begehrlichkeiten der Konkurrenz.
Um da mit- oder gegenhalten zu können, bedarf es schon einer gewissen Finanzkraft. „Wir tun, was wir können“, sagt Irmen, der zusammen mit Jupp Grimm ein immer größeres Netzwerk von Sponsoren, Unterstützern und Gönnern rund um den Verein gesponnen hat, „aber irgendwo stoßen wir an unsere Grenzen.“ Da, findet er, könne, ja müsse die Stadt unterstützend eingreifen: „Der Bürgermeister könnte uns Türen öffnen.“
Aufmerksam haben sie beim TVK verfolgt, wie sich Dormagens Bürgermeister Heinz Hilgers in die Sponsorensuche nach dem Rückzug der Bayer AG als Hauptsponsor des dortigen Handball-Zweitligisten eingeschaltet hat. „So etwas vermisse ich bei uns“, sagt Heijo Hauser, der Vorsitzende des Aufsichtsrates. Ebenso aufmerksam haben sie beim TVK (und nicht nur da) registriert, dass das Sparkassen-S an prominenter Stelle auf der Trkotbrust der HSG Düsseldorf (und nicht nur da) prangt. „Bei uns wird immer nur auf die Sparkassenstiftungen verwiesen“, weiß Irmen (und nicht nur er) nach Gesprächen mit dem örtlichen Kreditinstitut zu berichten.
Einen Ausweg aus dem Dilemma sieht Irmen nur in einem Hallenneubau. „Ich bin sicher, dafür ließen sich Investoren finden“, meint er. Ein passendes Areal glaubt er im ehemaligen Alux-Gelände am Bahnhof bereits gefunden zu haben. Doch das, das weiß der Geschäftsführer selbst, ist Zukunftsmusik. Bis dahin stehen den Korschenbroicher Handballern noch einige Grenzgänge ins Haus.
"Das ist die Crux unserer Spezies: Jeder hat es kommen sehen, nur eben nicht so bald!" (Ian Malcolm in "Dino Park")
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