TV Korschenbroich -ThSV Eisenach
44:35 (22:15)
Waldsporthalle Korschenbroich
Schiedsrichter: Stefan Klaes, Thilo Moser
01.03.2008 - Thomas Levknecht / Benjamin Voß
"Unheimlich" - Korschenbroich überrollt Eisenach
Kein Land gesehen: Tomas Sklenak
Foto: GG Fotoservice Gräbedünkel
44:35 (22:15) lautete am Samstagabend das Endergebnis
der Zweitligapartie zwischen dem TV Korschenbroich und
dem ThSV Eisenach. 44 Tore – so viele wie noch nie in
der 2. Handballbundesliga – gelangen dem Team von Khalid
Khan. Entsprechend zufrieden zeigte dieser sich auch auf
der Pressekonferenz nach Spielende: „Mir wird das
langsam ein bisschen unheimlich hier – aber das war
heute schon eine überragende Leistung.“
Zuvor hatte der TVK über 60 Minuten den Gegner fast nach
Belieben dominiert, toll kombiniert und bei den rund 700
Zuschauern in der Waldsporthalle damit für Begeisterung
gesorgt. Schon nach der Partie in Obernburg war in der
Presse zu lesen „So spielt kein Absteiger“ – so, wie es
der TVK am Samstagabend getan hat, erst recht nicht. Im
Schiedsrichtergespann Stefan Klaes und Thilo Moser aus
Saarbrücken hatte die Partie zwei vorzügliche Leiter,
die ihre Linie konsequent und auch von
Zuschauerprotesten unbeeindruckt bis zur Schlussseekunde
beibehielten.
„Unter 25 Gegentore bleiben“, hatte ThSV-Coach
Hans-Joachim Ursinus als Devise ausgegeben. Dieses
Kontingent war mit 22 Gegentoren zur Halbzeit bereits
nahezu ausgeschöpft. Als desolat in Abwehr und Angriff
bezeichnete Hans-Joachim Ursinus den Auftritt seiner
Schützlinge. Die Torhüter Timo Meinl und Sven Luckert
vermochten während der ersten 30 Minuten nicht einen
einzigen Ball zu parieren. Der 19-jährige Sven Luckert
war erstmals an die Seite von Timo Meinl gerückt. „Das
war noch eine Steigerung gegenüber dem Heimspiel gegen
Düsseldorf, als unsere Torhüter während einer Halbzeit
zwei Bälle abwehrten“, merkte Hans-Joachim Ursinus
süffisant an.
In der ganz besonderen Atmosphäre der prall gefüllten
Waldsporthalle Korschenbroich trafen für die Eisenacher
zunächst die Außen, Martin Hoffmann von Rechtsaußen zum
1:2 (4.), Karsten Wöhler von Linksaußen zum 2:3 (6.).
Till Riehn, mit der Regierolle betraut, zog ansatzlos
zum 4:5 (8.) ab. Der Treffer von Tomas Sklenak zum 5:6
(10.) bedeutete die letztmalige Führung der Gäste. Bis
zur ersten Korschenbroicher Führung dauerte es so elf
Minuten – der erneut starke Jörn Ilper traf zum 7:6,
Eisenach erhielt gleichzeitig die erste Zeitstrafe der
Partie. Und von diesem Moment an legte der TVK richtig
los. Angeführt vom gut aufgelegten Andrej Kogut, der für
Simon Breuer in die Startformation gerückt war und auf
der Mittelposition klug die Fäden zog, gelang Tor um
Tor.
Beim 9:9 (Riehn, 15.) gelang dem ThSV letztmalig der
Gleichstand. Die Hausherren, gegenüber ihrem Auftritt im
Oktober in Eisenach nicht wieder zu erkennen, trumpften
selbstbewusst auf. Blitzschnell schalteten die
Hausherren von Abwehr auf Angriff um, als Martin
Hoffmann zwei Mal das Ziel verfehlte. Der Abstand auf
die Eisenacher wuchs stetig. Großen Anteil daran hatte
auch Rechtsaußen Mathias Deppisch. Insgesamt 11 Mal aus
dem Spiel heraus erfolgreich, tauchte er überall dort
auf, wo es gefährlich wurde. Ob von seiner Stammposition
auf Rechtsaußen, als Einläufer am Kreis oder – wie schon
so oft in der Vergangenheit – per Tempogegenstoß, der
ThSV bekam ihn zu keiner Zeit des Spiels in den Griff.
Die grüne Karte und eine Ursinus-Ansprache, ein
Torhüterwechsel, Sven Luckert löste Timo Meinl ab, die
Hereinnahme von Daniel Luther im Rückraum, vermochten
die Talfahrt der Eisenacher nicht zu stoppen. Vielmehr
richtig auf Betriebstemperatur kamen die Gastgeber, die
nach Herzenslust kombinierten und abschlossen (15:10,
Deppisch, 21.). Unbedrängt unterlief Pavel Prokopec ein
Schrittfehler. Der torgefährliche David Breuer dankte
zum 20:14 (26.). Die Demütigung war perfekt, als dem
Tabellen-Kellerkind mit der Halbzeitsirene noch ein
Kempa-Treffer zum 22:15 gelang.
Der zweite Durchgang begann mit leichten
Anlaufschwierigkeiten des TVK. Eisenach hatte die
Deckung auf eine offensivere Variante mit Benjamin
Trautvetter auf vorgeschobener Abwehrposition
umgestellt, was den Schützlingen von Trainer Khalid Khan
einige Schwierigkeiten bereitete. Rund fünf Minuten
dauerte diese Phase der Verunsicherung – Eisenach nutzte
die sich bietende Chance aus und verkürzte. Es ging
Schlag auf Schlag. Ballgewinne und blitzschnelle
Tempogegenstöße, drei Treffer von Benjasmin Trautvetter,
ein von Till Riehn nach Regelwidrigkeit an Karsten
Wöhler verwandelter Strafwurf und ein Sklenak-Kracher,
beim 23:20 (34.) waren die Eisenacher auf Tuchfühlung
heran. Timo Meinl im ThSV-Kasten bekam nun auch einmal
das Leder vor der Linie zu fassen.
Khalid Khan, der Coach des TV Korschenbroich, hatte
bereits die grüne Karte in der Hand. Zwei Ballverluste
der Eisenacher und ein Holztreffer, dazu die eigenen
Treffer von Matthias Deppisch (2) und Dennis Marquardt
zum 26:20 (38.) ließen auf der Korschenbroicher Bank
wieder Gelassenheit einziehen. Von nun an war der TV
Korschenbroich klar der Chef auf dem Parkett. Eisenach
war bemüht, fand aber weder im Angriff, noch in der
Abwehr die nötigen Mittel, um den TVK in Schwierigkeiten
zu bringen. Der 44:35 Erfolg, der am Ende für
Korschenbroich heraussprang war nach Ansicht von Khalid
Khan „etwas zu hoch“, seine Spieler hielt dies jedoch
nicht davon ab, sich nach Spielende ausgiebig von den
Anhängern feiern zu lassen.
Stimmen zum Spiel:
Hans-Joachim Ursinus: Korschenbroich hat hier mit mehr
Leidenschaft gespielt und die Partie dominiert. Nur in
der Phase nach der Halbzeit konnten wir etwas
dagegenhalten. Sowohl unser Angriffs- als auch
Abwehrspiel war desolat. Der Unterschied zum Hinspiel
war, dass Korschenbroich jetzt über einen unglaublichen
Willen verfügt. Über die Gründe für die Niederlage heute
kann ich nur eine Vermutung anstellen, aber
wahrscheinlich war die zweite Halbzeit gegen Düsseldorf
noch in den Köpfen.
Khalid Khan: Langsam wird mir das ein bisschen
unheimlich hier, das war heute eine absolut überragende
Leistung. Wir haben allerdings sicher ein bisschen zu
hoch gewonnen. Unter dem Strich muss ich aber ein riesen
Kompliment an meine Mannschaft machen, die sich von
Woche zu Woche steigert. Aber auch heute gab es ein paar
Szenen, die mir nicht gefallen haben. Da werden wir uns
das Eine oder Andere nochmals auf Video ansehen.
Torschützen: Breuer (13), Deppisch (11), Kogut (5),
Marquardt (5), Ilper (5), Görden (2), Faltin (1),
Kesilis (1), Breuer (1) - Wöhler (9), Trautvetter (7),
Hoffmann (5), Riehn (5), Sklenák (5), Wöhler (2),
Kastelic (1), Mellack (1)
Siebenmeter: 1/1 - 7/7
Zeitstrafen: 4/5