(RP) In nur einem halben Jahr hat Zweitligist der TV Korschenbroich zwei Drittel seines Teams ausgetauscht. Das zeigt: Leistungssport und Vereinsromantik vertragen sich nicht. Das lebendige Gegenbeispiel ist die Turnerschaft Lürrip.
Handball Man muss sich weit durchklicken auf der Internetseite des TV Korschenbroich, um ein bisschen Nostalgie zu erfahren. Sie ist nur im Forum zu finden, in dem Fans des Zweitligisten gerne ihre Meinung kundtun. Und dort verfassten Nutzer in den vergangenen Wochen regelmäßig Abgesänge auf ihre „Aufstiegshelden“. Trainer Olaf Mast, Pascal Schiewe und zuletzt Dirk van Walsem wurden mit einer Träne auf der Tastatur virtuell verabschiedet.
Kein Hinweis auf den Aufstieg
Wer zurück klickt auf die eigentliche Internetseite, findet nichts mehr, was auf den Aufstieg oder dessen Helden hindeutet. In nur einem halben Jahr hat der TV Korschenbroich deutlich sein Gesicht verändert. Aus dem Verein wurde eine Handball GmbH, die Leistungssport mit Halbprofis produziert. Am sichtbarsten wird das in der Struktur der Mannschaft: Von den Spielern, die am Aufstieg beteiligt waren, sind zwar noch zehn da. Aber Fabian Bednarzik und Lukas Esser tragen häufiger das Trikot ihrer Zweitvereine als das des TVK. Daniel Spix und häufig auch Kai Faltin sitzen auf der Tribüne. Spix wurde signalisiert, dass sich daran auch nichts ändern werde. Mirko Bernau kämpft gerade gegen seinen Trainingsrückstand. Bleiben Nerijus Kesilis, Abwehrspezialist Jens Warncke, Rechtsaußen Mathias Deppisch sowie die beiden Torhüter Marcel Leclaire und Tobias Kokott. Von allen gehören einzig Mathias Deppisch und jeweils ein Torhüter noch zur Stammformation. In nicht einmal sechs Monaten wurden alle tragenden Säulen des TVK ausgewechselt. Jupp Grimm, Geschäftsführer der TVK Handball GmbH, hat eine Erklärung: „Die Neuen können den schnelleren Handball, der in der Zweiten Liga nun mal gefordert ist, spielen. In der Regionalliga reichte die individuelle Klasse der Spieler. Aber das funktioniert jetzt nicht mehr.“ Und was nicht funktioniert, muss ausgetauscht werden. Das sind die Gesetze des Leistungssports, den der TVK versucht dauerhaft zu etablieren: Mit Vereinsromantik und Nostalgie ist im modernen Sport kein Blumentopf zu gewinnen. Das erfährt der Korschenbroicher Anhang leidvoll bei jedem Abgang eines der „Aufstiegshelden“.
Fast nur eigener Nachwuchs
Konsequent einen anderen Weg beschreitet in Mönchengladbach zum Beispiel die Turnerschaft Lürrip. Der Landesligist bezahlt seine Spieler höchstens mit ein paar belegten Brötchen nach dem Spiel. Stattdessen kultiviert die Turnerschaft ein Vereinsleben mit Wohlfühlprogramm für den Nachwuchs. So sollen Talente gehalten werden, bislang klappte das auch. „Schade, dass Leistungssport nichts mehr mit Vereinszugehörigkeit zu tun hat“, sagt Lürrips Handball-Wart Robert Dreßen. „So kommen kaum Spieler aus der Jugendarbeit in der Spitze an.“ In Lürrip stehen fast nur Spieler aus der eigenen Jugend im Kader. In Korschenbroich ist Lukas Esser der einzige. Lürrip spielt Landesliga, der TVK Zweite Bundesliga. Das ist der Unterschied zwischen Hobby- und Leistungsssport, zwischen Verein und GmbH.
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