Immer wieder musste David Breuer die Frage nach seinem Gemütszustand vor den entscheidenden Sekunden beantworten: „Ich hatte schon lange nicht mehr so ein Kribbeln im Ohr. In so einer Situation stehen die Chancen 50:50, denn mein Gegenüber auf der anderen Seite kann ja auch was. Doch zum Glück griffen die Automatismen und der Ball zappelte im Netz.“ Der Rest war eine lautstarke Korschenbroicher Jubelparty in Wuppertal. Mit 36:35 (16:13) hatte der Aufsteiger nach dem verwandelten Siebenmeter Breuers in der Schlusssekunde völlig verdient das Westderby beim Bergischen HC gewonnen, den dritten Sieg in Folge gefeiert und den ersten Auswärtssieg überhaupt eingefahren. Über 200 mitgereiste Korschenbroicher Fans verwandelten die Bayerhalle anschließend in eine blau-weiße Partymeile. Minutenlang schaute Ex-Trainer Olaf Mast seinen ehemaligen Schützlingen nach Spielschluss beim Feiern zu. Vor fünf Wochen hatte er mit seinem Rücktritt den Weg für einen Neuanfang freigemacht. Nun wollte sich der Aufstiegstrainer selbst ein Bild vom „neuen TVK“ machen. Und Mast sollte seine Ex-Mannschaft nicht wieder erkennen: Wie abgeklärt die Gäste vor 1600 Zuschauern in Wuppertal agierten, das überzeugte nach 60 packenden Handballminuten auch den neuen BHC-Trainer Raimo Wilde: „Der TVK hat verdient gewonnen. Meinen Glückwunsch.“ Von der ersten Minute an präsentierte sich der TVK hellwach, hatte in Marcel Leclaire im ersten Durchgang mit einem Dutzend parierten Bällen einen sicheren Rückhalt zwischen den Pfosten. Korschenbroich bestimmte von Beginn an das Spielgeschehen, legte stets zwei oder drei Treffer vor. Als Simon Breuer zur 6:3-Führung traf und anschließend Jens-Peter Reinarz mit seinem Siebenmeter an Leclaire scheiterte, ahnte der neue BHC-Coach erstmals, dass die Heimaufgabe gegen den Abstiegskandidaten alles andere als eine einfache Aufgabe werden würde. Der BHC glich zwar zum 7:7 aus, doch der nächste Rückschlag folgte prompt: Jiri Vittek sah nach einem Foul an Marcel Görden (18.) die Rote Karte und musste für den Rest der Spielzeit von der Tribüne aus zu sehen. Unmittelbar vor der Pause demonstrierte der TVK sein neues Selbstbewusstsein. In einer Auszeit schwörte TVK-Coach Khalid Khan seine Schützlinge 15 Sekunden vor dem Halbzeitpfiff noch einmal auf den letzten Angriffszug ein und exakt eine Sekunde vor dem Abpfiff markierte David Breuer nach einer sehenswerten Kombination das 16:13. Auch nach dem Seitenwechsel blieb der TVK seiner spielerischen Linie treu. Neuzugang Andre Kogut zog im Korschenbroicher Rückraum klug die Fäden, David und Simon Breuer nutzten die Chancen konsequent und an alter Wirkungsstätte fand auch Rechtsaußen Mathias Deppisch gegen Ende der Partie seine Treffsicherheit wieder und markierte die ganz wichtigen Tore. Doch den BHC wehrte sich nach Kräften, kam über den Kampf zurück ins Spiel und hatte durch Henning Quade (45.) zum 25:25 erstmals wieder ausgeglichen. Die Partie schien zu kippen, als Kim Neuenhofen und Elvir Selmanovic zum 30:29 und 31:30 für den BHC trafen. Doch zwei Gegenstoßtreffer von Mathias Deppisch brachten den TVK wieder mit 32:31 in Führung und setzten die Gastgeber sichtbar unter Druck. Dann folgten die dramatischen Schlusssekunden: Ein kluger Pass von Simon Breuer auf den starken Jörn Ilper, der am Kreis von Sven Hertzberg nur noch durch ein Foulspiel gebremst werden kann. Die Uhr zeigt noch drei Sekunden Spielzeit, David Breuer lässt sich auf das Nervenspiel mit BHC-Keeper Ivan Zoubkoff ein, verwandelt sicher zum 36:35 und verschwindet anschließend in einer Jubeltraube. „Wir hatten immer eine spielerische Antwort. Das war kein Zufall“, freute sich TVK-Coach Khalid Khan um sich anschließend fast schon zu entschuldigen: „Ich habe mich in den vergangenen Wochen eher auf acht, neun Spieler konzentriert. Es war ja kaum Zeit. Aber alle merken, da wächst jetzt etwas zusammen und wir kommen voran. Das war heute eine starke Vorstellung. Kompliment an meine Mannschaft.“ Das machte auch TVK-Manager Jupp Grimm „Diese beiden Punkte hatte niemand auf der Rechnung.“
_______________________________________________________ Wenn jeder an sich selbst denkt, ist an alle gedacht.
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