Rheinische Derbywoche
VON VOLKER KOCH
Nicht nur der Rhein trennt die vier NRW-Klubs in der Zweiten
Handball-Bundesliga Süd, die in dieser Woche vom Spielplan her unter sich sind.
Auch die Voraussetzungen vor den beiden Lokalkämpfen innerhalb von 48 Stunden
könnten unterschiedlicher kaum sein.
Drei Mal Hoch-, ein Mal Katerstimmung - so lässt sich die Ausgangslage vor den
Partien HSG Düsseldorf gegen TV Korschenbroich (Dienstag 20 Uhr,
Burg-Wächter-Castello in Reisholz) und TSV Bayer Dormagen gegen Bergischen HC
(Freitag 19.30 Uhr, TSV-Bayer-Sportcenter) auf einen Nenner bringen.
TV Korschenbroich (17., 272:306 Tore, 2:18 Punkte). Gelöste Stimmung beim
Neuling nach dem 30:27 über Mitaufsteiger SG Wallau-Massenheim, dem ersten
Sieg in einem Punktspiel als Zweitligist. So gelöst, dass Trainer Olaf Mast am
Montag anlässlich eines Pressegesprächs in Düsseldorf sogar sein Schweigen in
Sachen Henning Wiechers brach. Es seien „viele Kleinigkeiten“ gewesen, die zur
Suspendierung des Ex-Nationaltorhüters geführt hätten, Kritik an seiner Person
sei nicht dabei gewesen. Derweil hat Hallensprecher Jürgen Boss die Fans
aufgerufen, die morgige Partie „zu einem Heimspiel“ zu machen. Was so schwer
nicht sein sollte: 668 Zuschauer sahen am Freitag die Düsseldorfer
32:36-Heimniederlage gegen Friesenheim, gegen Hüttenberg (627) und Eisenach
(576) kamen noch weniger.
HSG Düsseldorf (6., 310:300, 12:8). Die mangelnde Akzeptanz ist nur ein
Problem, mit dem sich Frank Flatten herumschlagen muss. Die sportliche Bilanz
ist auch nicht dazu angetan, den Manager der HSG zum Strahlen zu bringen, auch
wenn er von sich selbst sagt: „Ich bin immer ein gut gelaunter Mensch.“
Während die in Düsseldorf erscheinenden Zeitungen angesichts von acht
Minuspunkten das Saisonziel Wiederaufstieg „so gut wie abgeschrieben“ haben,
gibt auch Flatten zu: „Der jetzige Tabellenplatz ist für Düsseldorf nicht
tragbar.“ Am Personal liegt es zwar seiner Meinung nach nicht, das sei „besser
als der Tabellenplatz.“ Während der Manager die „Frage nach der mentalen
Stärke der Spieler“ stellt, sagt Trainer Georgi Sviridenko: „Wir müssen an der
Einstellung arbeiten.“ Denn dass die handballerische Qualität an sich
vorhanden ist, bewiesen die Düsseldorfer am vergangenen Dienstag mit ihrem
32:27-Erfolg in der dritten DHB-Pokalrunde gegen Erstliga-Aufsteiger Füchse
Berlin, der ihnen nun im Achtelfinale Heimrecht gegen Erstligist TuS
N-Lübbecke bescherte. „Der Pokal ist nebensächlich, wir müssen uns alle auf
die Meisterschaft konzentrieren“, sagt Flatten. Offiziell stellt sich für den
Manager „die Trainerfrage momentan nicht“. Doch Sviridenko, der nach dem
Abstieg aus Dessau kam und Nils Lehmann ablöste, steht mächtig unter Druck:
„Morgen ist ein Spiel, das wir unbedingt gewinnen müssen“, sagt der Weißrusse
mit Blick auf die Partie gegen den TVK.
Bergischer HC (4., 305:271, 13:7). Wären da nicht die Heimniederlagen gegen
Düsseldorf (26:30 am ersten Spieltag) und die HSC Coburg (31:33), die
Bergischen Löwen stünden punktgleich mit dem TSV Bayer Dormagen an den
Tabellenspitze. Erst die 32:35-Niederlage am vorletzten Spieltag in
Friesenheim verdarb die glänzende Auswärtsbilanz mit Siegen in Korschenbroich,
Oftersheim und Münster sowie einem Unentschieden in Willstätt. Davon zeigte
sich der BHC am Samstag bei seinem 33:19-Sieg über den EHV Aue gut erholt.
„Das war schon stark“, sagt TSV-Trainer Kai Wandschneider, den als Augenzeugen
vor allem das Comeback von Abwehrchef Sven Hertzberg beeindruckt hat,
„allerdings war Aue auch extrem schwach.“ Er sieht sich in seiner Meinung vor
Saisonbeginn bestätigt, „dass die Bergischen zum Favoritenkreis gehören.“
TSV Bayer Dormagen (1., 314:259, 17:3). Eigentlich könnte am Höhenberg eitel
Freude herrschen, schließlich ist der TSV dank des Willstätter Punktverlustes
wieder alleiniger Tabellenführer. Getrübt wird die Stimmung allerdings
dadurch, dass das Verletzungspech erneut zugeschlagen hat. Diesmal hat es
Tobias Plaz erwischt, der Rechtsaußen brach sich im Spiel bei der TSG Münster
den kleinen Finger der Wurfhand brach. Damit fällt der 25 Jahre alte
Linkshänder zumindest für das Lokalduell am Freitag aus. „Ausgerechnet Tobi“,
stöhnt TSV-Trainer Kai Wandschneider. Und das nicht ohne Grund, schließlich
spielte Plaz „bisher seine beste Saison.“ Und das nicht nur in der Offensive,
wo er mit 45 Treffern bisher der beste Dormagener Feldtorschütze ist. „Wichtig
ist er vor allem bei unserer Positionsverteidigung in der Deckung“, sagt
Wandschneider und sorgt sich, „weil mit Jens Reinarz einer der abgezocktesten
Linksaußen der ganzen Liga bei den Bergischen spielt.“
InterviewFrank Flatten
Erst ein Mal durften die Handballer des TV Korschenbroich nach einem
Meisterschaftsspiel in der Zweiten Handball-Bundesliga Süd so jubeln. Den
Schwung aus dem 30:27-Sieg über die SG Wallau-Massenheim wollen die
TVK-Handballer auch ins morgige Lokalduell mitnehmen.