TVK schafft Sensation im Pokal-Krimi
VON ANDREAS GRUHN

Die Spieler sprangen wie kleine Kinder übers Feld, die etwa 400 Zuschauer
in der Waldsporthalle tobten. Das, was nur Wenige für möglich gehalten hatten,
ist Dienstagabend eingetreten.
Der TV Korschenbroich gewann in der zweiten Hauptrunde des DHB-Pokals gegen den
Erstligisten MT Melsungen 35:34 - nach Verlängerung. Es war ein Pokal-Krimi, der
erst in letzter Sekunde entschieden wurde. „Damit hatte keiner gerechnet“, sagte
der völlig erschöpfte Kai Faltin. „Wir wollten die nur ärgern.“
Zweimal Rot in der letzten Minute
Das ist dem TVK trefflich gelungen. In der Zweiten Bundesliga noch punktlos,
überraschten Olaf Masts Schützlinge die Gäste. Deren Trainer Robert Hedin hatte
seine besten Leute erstmal draußen gelassen. Und so stand es nach zehn Minuten
8:4. Von Respekt beim TVK keine Spur, er glänzte mit disziplinierter
Abwehrarbeit und Ruhe vor dem Tor. Zur Pause lag der TVK 17:14 in Führung. Das
lag auch an Torwart Henning Wiechers, der bis dahin 13 Mal parierte. Das sonst
eher reservierte Korschenbroicher Publikum bedachte seine Spieler mit stehenden
Ovationen.
In der 40. Minute stand noch eine 24:19-Führung für den TVK auf der
Anzeigetafel. Doch dann kam der Einbruch: Der Erstligist - jetzt in
Bestbesetzung - erzielte 10:1 Tore in Folge. „Ich dachte: nicht schon wieder wie
gegen den Bergischen HC“, sagte Simon Breuer, der nach seiner Armverletzung ein
gutes Spiel machte. „Aber wir sind super zurückgekommen.“ Auch Mast staunte:
„Hut ab für diese Leistung. Ich konnte wechseln und alle haben ihren Job
hervorragend gemacht.“
Das war der Unterschied zum Liga-Heimspiel gegen den Bergischen HC:
Korschenbroich zeigte Moral, egalisierte den 25:29-Rückstand und glich bis zur
Schlusssirene auf 30:30 aus. Masts Spieler waren fertig, als es in die
Verlängerung ging. Sie bissen auf die Zähne und gingen 34:31 in Führung. Dann
die letzte Minute: Melsungens Vladica Stojanovic sah Rot für eine Tätlichkeit.
Wenige Sekunden vor Schluss stand Melsungen wieder kurz vor dem Ausgleich. Jörn
Ilper foulte und sah Rot. Dann gingen Spieler aufeinander los, auch die Trainer
mischten mit. Der fällige Freiwurf für Melsungen in der letzten Sekunde ging
übers Tor - und Korschenbroich feierte den größten Erfolg seiner
Pokal-Geschichte.
TV Korschenbroich: Wiechers, Leclaire (ab 30.), Kokott (ab 57.) - Schiewe (2
Tore), Deppisch (9), Kesilis (4), Faltin (10/5), Simon Breuer (4), Spix (1),
Görden, Marquardt (1), Ilper (1, Rot 70. Minute), David Breuer (3/2), van
Walsem.
Melsungen: Klockmann, Musil (ab 32.) - Jacobsen, Kourtchev (1), Klitgaard (1)
Kraus (3), Hazl (5/4), Valo (1), Tellander, Hruby, Blank (je 2), Stojanovic (2,
Rot 70. Minute), Karipidis (11/6), Balomenos (4).