„Wir sind nicht der Top-Favorit“

VON VOLKER KOCH

Ein Trainingslager im niedersächsischen Surwold, bei dem vier Einheiten gemeinsam mit Erstliga-Absteiger Wilhelmshavener HV absolviert wurden, Testspiele gegen Erstligisten wie das am Donnerstagabend - Anwurf um 20 Uhr in der Waldsporthalle - gegen die HSG Wetzlar oder am 27. August beim TSV Dormagen, ein hauptamtlicher Trainer.

Handball-Regionalligist TV Korschenbroich geht das Unternehmen direkter Wiederaufstieg höchst professionell an. Dennoch betont Khalid Khan, der als Trainer und Sportlicher Leiter im sportlichen Bereich das alleinige Sagen hat: „Wir schwimmen nicht im Geld, im Gegenteil.“

Beleg dafür, sagt der 42-Jährige, der im November vergangenen Jahres die Verantwortung beim TVK übernahm, ihn auf Platz fünf der Rückrundentabelle führte, aber trotzdem den Abstieg aus der Zweiten Liga Süd nicht verhindern konnte, sei das Trainingslager: „Ohne einen Privatsponsor hätte es ausfallen müssen.“

Und Khan musste viereinhalb Tage „Mädchen für alles“ spielen: Die Stelle des Co-Trainers wurde ebenso gestrichen wie die eines Betreuers, allein Robert Browa kümmert sich stundenweise um die Athletik der Korschenbroicher Handballer.

Die auch während der Saison auf bislang gewohnten Standard verzichten müssen: Auswärtsfahrten im komfortablen Reisebus wird es ab dem 6. September, wenn die Spielzeit mit der Partie bei der Spvg Ibbenbüren beginnt, keine geben.

Trotzdem hievt die Konkurrenz den Zweitliga-Absteiger ganz oben aufs Favoritenschild, nicht zuletzt, weil in Person von Linkshänder David Breuer der Torschützenkönig der vergangenen Zweitliga-Saison gehalten werden konnte. „Wir nehmen diese Rolle gerne an“, sagt Khan.

Er ist sich im Klaren darüber, dass sein Team von Beginn an der Gejagte sein, eine ähnliche Rolle spielen wird wie der TSV Bayer Dormagen in der abgelaufenen (Zweitliga-)-Spielzeit: „Für alle wird das Spiel gegen uns der Saisonhöhepunt sein.“

Doch Khan sagt ebenso: „Auch wenn wir die Rolle annehmen: Wir sind nicht der Top-Favorit.“ Er sieht den TVK in einer „sehr, sehr starken Regionalliga“ an den Start gehen, hält den TuS Spenge, den Absteiger aus der Zweiten Liga Nord, und den souveränen Oberliga-Meister TuS Niederwermelskirchen für die härtesten Konkurrenten.

Vorrangige Aufgabe bis zum Saisonstart wird für ihn die „Teambildung“ sein: „Die Mannschaft hat ein stark verändertes Gesicht.“ In der Tat: Aus dem Kader, dem im April 2007 der Aufstieg in die Zweite Liga gelang, sind nur noch Torhüter Marcel Leclaire, Rechtsaußen Mathias Deppisch, der sich nach schwerer Rückeverletzung „wieder halbwegs gesund zurück gemeldet“ (Khan) hat, und die „Edelreservisten“ Fabian Bednarzik und Jens Warncke übrig geblieben.

Der Rest kam neu zur vergangenen oder zu dieser Saison, wobei Rechtsaußen Dennis Mosemann nach dem Trainingslager zu einem fünfmonatigen Auslandsaufenthalt aufbrach und erst in der Rückrunde wieder zum Kader stößt.

Erschwerend kommt hinzu, dass Khan neben Mathias Deppisch in Dennis Marquardt einen zweiten Langzeitverletzten integrieren muss. Die Schulteroperation des 23 Jahre alten Halblinken ist indes so gut verlaufen, dass er im Testspiel am Wochenende gegen die HSG Düsseldorf II (44:29) sein Comeback zumindest in der Abwehr feiern konnte.

Morgen (20 Uhr) wird die Reihe der Testspiele gegen die HSG Wetzlar fortgesetzt. Der Tabellenvierzehnte der vergangenen Bundesliga-Saison hat bisher alle zehn Testspiele gewonnen, darunter am Sonntag im Finale des Linden-Cups mit 31:26 gegen Erstliga-Aufsteiger Stralsunder HV und 24 Stunden später mit 37:23 gegen den polnischen Vizemeister Zaglebie Lubin, der zwei Tage vorher mit 26:32 gegen den TSV Dormagen verloren hatte. Karten für die Partie kosten drei Euro.